Friday 26-Apr-2024
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Bund, Fels in der Brandung

OpinionsBund, Fels in der Brandung

Die Rentenmärkte sind wohl nicht die primäre Problemzone der Kapitalmärkte. Die auf den ersten Blick sehr gute Wertentwicklung der US-Rentenmärkte ist im Wesentlichen der Währung geschuldet. Der Dollar hat gegen den Euro seit Jahresbeginn um 6 % aufgewertet. Somit bleiben die Deutschen Bundesanleihen („Bunds“) heuer stärkster Rentenmarkt. Wer hätte das zu Jahresbeginn vermutet?

Allmählich ist das Auslaufen der expansiven Geldpolitik zu spüren, nicht nur an den Aktienmärkten. Die Renditeabstände („Spreads“) der Unternehmensanleihen, inklusive High-Yields, steigen auf Jahreshöchststände. Wir sind aber noch deutlich von „Krisenniveaus“ vergangener Jahre entfernt.

Innerhalb der Währungsunion kommt noch der aktuelle Problemfall Italien hinzu – auch wenn aktuell wieder etwas Beruhigung eingekehrt ist. Die Emerging-Market-Renditen steigen ebenfalls, darunter leidet vor allem das Segment Hartwährung (im Wesentlichen in US-Dollar notierend), während sich die Lokalwährungsmärkte zuletzt wieder etwas stabilisierten.

Die vollständige Ausgabe von Raiffeisen Capital Management’s märkte | unter uns finden Sie links als PDF.

Geld-/Kapitalmarkt – Alle Augen auf die EZB

Anfang Dezember findet das letzte Treffen der EZB im Jahr 2018 statt. Dann könnte es weitere Einblicke in die künftige Zins- und Geldpolitik geben, insbesondere wenn am 13. Dezember der Zinsentscheid veröffentlicht wird. Es wird kein Abweichen vom geplanten Auslaufen des „Quantitative Easing“-Programms erwartet. Spekulationen, wonach die Anleihekäufe über den Jahreswechsel hinaus fortgesetzt werden könnten, dürften nicht bestätigt werden. Die EZB sollte zumindest nach den aktuellen Inflations- und Wachstumsdaten für eine allmähliche Wende in der Geldpolitik bereit sein.

In den USA ist die Notenbank schon viel weiter, es herrscht allgemeiner Konsens, dass im Dezember ein weiterer Zinsschritt – der mittlerweile neunte – folgen wird. Ob 2019 eine kurze Pause eingelegt oder andere Formen höherer Flexibilität folgen, ist in Diskussion. Schwächere Makrodaten führten Mitte November dazu, dass deutsche und US-Staatsanleihe-Renditen wieder gesunken sind. Wir behalten jedoch unser Untergewicht in diesen Staatsanleihen bei.

Staats- und Unternehmensanleihen – Nicht nur Italien…

Im Italien-Budgetstreit besteht die Möglichkeit, dass die Regierung etwas einlenkt und ihr Defizit-Ziel geringfügig auf 2,2 % senkt. Die EU-Kommission dürfte allerdings noch vor Weihnachten ein Defizitverfahren gegen Italien eröffnen. Dies sollte keine Auswirkungen auf die langfristige Schuldentragfähigkeit des Landes haben. Schlussendlich wird neben der EU der Kapitalmarkt darüber entscheiden, ob die Schritte der italienischen Regierung akzeptabel sind. Zuletzt reagierte der Markt eher positiv. Im Rahmen unserer Taktischen Anleihen-Asset-Allocation haben wir keine explizite Position hinsichtlich italienischer Staatsanleihen.

Im November war die Performance von Unternehmensanleihen sehr schwach. Neben immer häufigeren Gewinnrevisionen wirkte sich der Absturz des Ölpreises vor allem auf das High-Yield-Segment negativ aus. Zudem hat sich die mediale Stimmung hinsichtlich potenzieller Rezessionsrisiken in den USA verschlechtert. Wir haben in unseren Unternehmensanleihen Bankanleihen gegenüber Non-Financials über- und High-Yield-Anleihen untergewichtet.