Tuesday 23-Apr-2024
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Europa nach der Italienwahl

OpinionsEuropa nach der Italienwahl

„Falls die Botschaft nach den Wahlen in Holland, Deutschland und Österreich noch nicht deutlich genug war, sollte sie nun spätestens nach der Wahl in Italien jeder verstanden haben“, bringt es Michael Browne, Fondsmanager des Legg Mason Martin Currie European Absolute Alpha Fund, auf den Punkt. Wieder hat eine Anti-Establishment-Partei das Rennen gemacht, die nicht einmal zehn Jahre alt ist – auch wenn sie nicht in der Lage sein wird, eine Regierung zu bilden. Die italienische Fünf-Sterne-Bewegung ist deutlich links gerichtet, nicht so hart links wie die griechische Regierung, dafür aber mit einer „Ausgaben-und-Steuer-Mentalität“. „Was die Fünf-Sterne-Bewegung in Italien auszeichnet – und das ist in Italien ein einzigartiger Charakterzug – ist der tatsächliche Wunsch, das System zu entzerren“, betont Browne. Es gehe der Partei darum, die hoffnungslos ineffizienten und vermutlich auch korrupten Praktiken der vorherigen Regierungen zu umgehen. Die Italiener wünschen sich, dass den Versprechen endlich Taten folgen, glaubt der Europa-Experte: „Italien will seine Einwanderungspolitik kontrollieren und den Druck beenden, der von den von Europa diktierten Sparmaßnahmen ausgeht.“ Letzterer Teil könne die Märkte beunruhigen, glaubt Browne. Aber die Spreads italienischer Staatsanleihen im Vergleich zu deutschen hätten sich seit dem Wahlergebnis verengt. Es sehe also so aus, als ob niemand wirklich daran glaube, dass daraus etwas werde.

„In Brüssel ist man zu beschäftigt mit dem Brexit“

Wie man in Brüssel mit dem italienischen Wahlergebnis umgeht, sei laut Browne schwer zu prognostizieren: „Die EU hat mit den Brexit-Verhandlungen derzeit alle Hände voll zu tun und sieht sich nun auch noch mit geschwächten Regierungen in Deutschland, Spanien und Italien konfrontiert. Es könnte sein, dass man daher in Brüssel versucht, andere Themen voranzutreiben – insbesondere die europäische Integration im Bankensektor oder auch die Außenpolitik. Dann allerdings wird es schwer, am politischen Block der Euroskeptiker wie Polen, Ungarn und auch Italien vorbeizukommen.

Italien ohne Euro?

Browne glaubt jedoch nicht, dass Italien derzeit Chancen hat, den Euro abzuschaffen: „Sowohl die Fünf-Sterne-Bewegung als auch die rechtspopulistische Liga Nord haben ihre Pläne für ein Referendum zum Euro wieder verworfen. Man sollte sich jedoch Gedanken darüber machen, dass es nur verworfen und nicht gleich abgewiesen wurde.“ In der Realität käme das italienische Bankensystem ohnehin nicht ohne die Rückendeckung der EZB zurecht – was aber laut Browne nicht heißen muss, dass man in Italien den Plänen für die Restrukturierung der italienischen Banken folgt: „Eine Verstaatlichung und Rekapitalisierung italienischer Banken ist durchaus denkbar und könnte unter Umständen sogar die einzig praktikable Lösung sein – ganz egal, ob es der EU gefällt oder nicht.“ Für die EZB könnte es eine weitere Entschuldigung dafür sein, nichts zu tun, obwohl sich die Wirtschaft der Eurozone im Aufschwung befindet.

Für den Euro habe das alles ohnehin kaum Auswirkungen, glaubt Browne: „Die einzige Frage, die für die Währungsmärkte derzeit zählt, ist, ‚Was ist in Washington los?’.“ Es drehe sich alles um die Schwäche des US-Dollars, obwohl die Zinsen in den USA steigen, nicht um die Stärke des Euro.

Die Aussichten für Europa bleiben stark

Trotz der politisch unruhigen Lage, hält Browne an seinen positiven Aussichten für Europa fest: „Auftragslage, Beschäftigungszahlen und auch die Unternehmensgewinne legen allesamt zu. Einzig die Kreditvergabe schwächelt. Hier sehen wir bei Unternehmenskrediten lediglich einen Zuwachs von zwei, bei Konsumkrediten von drei Prozent. Das ist nicht mehr als das BIP-Wachstum.“ Damit das Bruttoninlandsprodukt jedoch zulegen könne, müssen die Banken Stellung beziehen und dafür fehle bisher jedes Zeichen. Das einzig Positive daran: Es besteht keine Gefahr einer Asset-Blase oder eines Immobiliencrashs.

„Der Jahresstart war für die europäischen Märkte erstaunlich schwach, was die Angst vor steigenden Zinsen widerspiegelt, die das Wachstum im Keim ersticken könnten“, sagt der Europa-Fondsmanager. Das sei zwar sehr unwahrscheinlich, aber das potenzielle Risiko reiche bereits, um Volatilität und Ängste zu steigern. „Anleger haben seit Mai letzten Jahres eine großen Bogen um die europäischen Märkte gemacht. Damals war es das Ende für die letzten positiven Aktien-Cashflows. Das Geld floss gen Schwellenländer“, erläutert Browne. Insgesamt bleibe die Volatilität höher als in 2017 und das werde einige Investoren abschrecken. Andererseits würden sich daraus exzellente Kaufoptionen ergeben. „Nachdem wir Ende Januar Gewinne nahe der Höchststände mitnehmen konnten, sind wir nun bereit, nach den Einbrüchen zu kaufen, sollten sich passende Gelegenheiten ergeben“, freut sich der Fondsmanager. Wann genau das sein wird, sei schwer zu sagen. Sein Gefühlt verrate ihm aber, es sei schon sehr bald soweit.

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