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Fünf Gründe, warum die Gesundheitsbranche den nächsten Bullenmarkt prägen könnte

Markets and NewsFünf Gründe, warum die Gesundheitsbranche den nächsten Bullenmarkt prägen könnte

Nachdem es eine der wenigen Branchen war, die den Anlegern im ersten Halbjahr 2022, Schutz geboten hat, könnte die globale Gesundheitsversorgung auch in Zukunft eine führende Rolle an den Märkten einnehmen. Zu dieser Erkenntnis kommt Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group.  

Dies liege daran, dass die Nachfrage in diesem Sektor unabhängig vom Konjukturzyklus anhalte. Dies betreffe auch den Kapitalmarkt. So habe der Sektor bei jedem der letzten acht Marktrückgänge von mindestens 15 Prozent den globalen Aktienmarkt übertroffen. „Das Gesundheitswesen ist seit Beginn der Pandemie aus verschiedenen Gründen ein guter Ort für Investitionen”, so Braun. „Zunächst gab es Biopharma-Unternehmen, die Impfstoffe und Behandlungen für COVID entwickelten. Jetzt gibt es traditionelle Pharmaunternehmen, die von ihrer defensiven Natur in einer Zeit der Unsicherheit auf den Märkten profitieren.“ Braun nennt fünf weitere Gründe, warum die Aussichten für den Sektor positiv sind:

1. Goldenes Zeitalter der Arzneimittelforschung
„Wir befinden uns in den Anfängen der dritten großen Innovationswelle der Biotechnologie sowie der Arzneimittelforschung“, so Braun. In der ersten Welle hätten alteingesessene Chemieunternehmen festgestellt, dass sie ihre Stoffe zur Behandlung von Krankheiten einsetzen können. Die zweite Welle sei vom Aufkommen von Therapeutika auf Proteinbasis geprägt gewesen. Diese seien gezielter und hätten das Immunsystem zur Behandlung von Krankheiten genutzt.

Die dritte Welle sei als das genetische Zeitalter der Medizin zu bezeichnen, erläutert der Experte. „Wir haben die Erkenntnisse aus der genetischen Sequenzierung der letzten Jahre und eine Fülle von Daten, die wir jetzt schnell verarbeiten können, sowie neue therapeutische Interventionen und Technologien, die gezielter in den Krankheitsprozess eingreifen können.“ Dadurch könnten zum Beispiel große Krankheiten in Angriff genommen werden, die im Zusammenhang mit Fettleibigkeit stehen. Dazu zählten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Nierenversagen. Führende pharmazeutische Unternehmen hätten bereits eine neue Generation von Medikamenten entwickelt, die das Körpergewicht eines Patienten um 20 bis 25 Prozent reduzieren können – eine Gewichtsabnahme, die mit der Wirkung einer Operation an Magen oder Darm vergleichbar sei.

2. Genetische Medizin führt zu schnelleren Durchbrüchen
Durch die Investitionen in die Biotech- und Pharmaindustrieseien Innovationen vorangetrieben worden, die zur Schaffung von geistigem Eigentum und Know-how geführt hätten. „Darauf werden wir wahrscheinlich noch jahrelang aufbauen“, so Braun. „Ein wichtiger Fortschritt ist die Entwicklung von Technologien, die es ermöglichen, auf der Ebene der genetischen Sequenz oder des ‚Bauplans‘ in Krankheitsverläufe einzugreifen, also weiter vorne als viele herkömmliche Medikamente.“

Ein Beispiel dafür seien die Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus. So hätten die Wissenschaftler das Virus innerhalb von Tagen oder Wochen nach seiner Identifizierung sequenziert und diese Sequenz dann in verschiedene Impfstoffe und mRNA übersetzt. Dies sei ein Beispiel dafür, wie durch die gezielte genetische Beeinflussung eines Krankheitserregers in kürzester Zeit ein wirksames Medikament entwickelt werden kann. „Dies ist ein Beispiel dafür, wie durch die gezielte genetische Beeinflussung eines Krankheitserregers in kürzester Zeit ein wirksames Medikament entwickelt werden kann. Dies steht im Gegensatz zu der früheren Methode, Therapien durch umfangreiche Experimente zu ermitteln“, analysiert Braun.

3. Bessere Ergebnisse und geringere Kosten
Der Experte sieht diese Innovationswelle nicht nur in der Arzneimittelentwicklung, sondern auch auf der Dienstleistungsseite der Gesundheitsversorgung. „Beispiele dafür sind Unternehmen wie die UnitedHealth Group und Humana – aber auch aufstrebende Gesellschaften wie Agilon. Diese setzen auf Modelle, bei denen Ärzte dafür belohnt werden, dass sie ihre Patienten gesund halten und nicht ins Krankenhaus schicken“, erläutert Braun. „Dadurch wird der Hausarzt von der untersten Stufe des Gesundheitswesens an die Spitze gehoben.“ Braun sieht diese Modelle als einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu dem, was oft als heiliger Gral im Gesundheitswesen bezeichnet wird: bessere Gesundheitsergebnisse, höhere Patientenzufriedenheit, höhere Zufriedenheit der Ärzte und niedrigere Pro-Kopf-Kosten.

4. Telemedizin
Ein weiterer Punkt, der zu Kostensenkungen führen könnte, wäre die breite Einführung von Telemedizin, der Online-Konsultation von Patienten und Ärzten anstelle von persönlichen Gesprächen. „Diese Möglichkeit gibt es schon seit einiger Zeit”, erklärt Braun. „Aber bis 2020 war die Akzeptanzrate recht gering. Das änderte sich mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Außerdem lockerten Regulierungsbehörden und Gesundheitsdienstleister ihre Vorschriften, um mehr Digitalisierung in diesem Bereich zu ermöglichen.”

Heute haben viele Verbraucher ihre ersten Erfahrungen mit der Telemedizin gemacht. Nach Ansicht des Experten ist dies ein Trend, der anhalten wird. Die Kombination aus Telemedizin, Heimdiagnostik und Medikamentenlieferung würde es ermöglichen, dass fast alle Arzt-Patienten-Begegnungen von zu Hause aus stattfinden. „Daten werden helfen, unsere Gesundheit zu verbessern”, so Braun. „Viele schwangere Frauen haben zum Beispiel ein Dopplergerät, ein Maßband und eine Blutdruckmanschette im Internet bestellt und während der Pandemie mehrere pränatale Termine online durchgeführt.”

5. Finanzierung des eigenen Wachstums
Zeiten, in denen sich die Innovation beschleunigt, könnten Chancen für langfristige Investitionen bieten. „Viele große Pharmaunternehmen sind gut kapitalisiert und verfügen über viel Bargeld in ihren Bilanzen, was ihnen die Möglichkeit gibt, ihr eigenes Wachstum durch Übernahmen und andere Strategien zu finanzieren“, resümiert Braun. In einer Zeit, in der die Zinsen steigen und die Kapitalkosten zunehmen, sei es wichtig, über liquide Mittel in der Bilanz zu verfügen.

Wenn ein innovatives Produkt oder eine besondere Dienstleistung identifiziert werde, habe dies das Potenzial, eine Investitionsthese über Jahre hinweg voranzutreiben. Dies könne zu echten Gewinnen und Cashflows führen. Laut Braun hätten mehrere Unternehmen des Gesundheitswesens das Potenzial, sich an die Spitze des nächsten Bullenmarktes zu setzen.