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Goldilocks werden getestet

OpinionsGoldilocks werden getestet

Mit dem jüngsten Kursrutsch haben die globalen Märkte das von hoher Performance und extrem niedriger Volatilität geprägte Marktumfeld verlassen und weltweit Anleger in großer Unsicherheit zurückgelassen. Am vergangenen Montag, den 5. Februar 2018, stieg der VIX, der Volatilitäts-Index des S&P 500, von 17,31 auf zunächst 37,32 Punkte und erreichte am Dienstag zwischenzeitlich einen Wert von 50 Punkten. Eine derart große Neubewertung der Risiken hat unweigerlich die globalen Finanzmärkte infiziert und zu einer Flucht in Qualitäts-Titel geführt, wodurch vor allem Aktien in Mitleidenschaft gezogen wurden. Um die Gründe dieser jüngsten Korrektur zu ergründen, müssen technische und fundamentale Entwicklungen unterschieden werden:

Auf der technischen Seite ist die jüngste Korrektur in den Volatilitätsmärkten verwurzelt. Die Aktienvolatilität hat sich in den letzten Tagen viel stärker entwickelt als bei allen anderen Finanzvariablen. In den vergangenen Monaten waren Short-Equity-Volatilitätsstrategien, die darauf abzielten, zusätzliche Erträge aus dem Verkauf von Volatilität an den Optionsmärkten zu erzielen, sehr beliebt und wurden in aktiv gehandelte Exchange Traded Products (ETPs) verpackt. Als die Aktienmärkte schließlich zu sinken begannen und die implizite Volatilität am Freitag anzog, gingen solche Produkte in “Stop-Loss”-Mechanismen über und wurden zu erzwungenen Käufern von VIX-Futures, wobei sich die Ströme nach dem Börsenschluss am Montag in den USA weiter beschleunigten.

Auf der fundamentalen Seite hat der Abverkauf von Anleihen im Januar den Keim für das weltweite Markfieber gelegt. Eine Veränderung der Angebots- und Nachfragedynamik, ein solides globales Wachstum, aufkeimende Inflationsängste und die Abschaffung der geldpolitischen Akkommodierung sind dabei die Hauptfaktoren, die unsere negativen Ansichten von 2018 zu globalen Staatsanleihen stützen. Diese Faktoren haben sich zudem in dem deutlichen Anstieg der Anleiherenditen ausgewirkt. Als dann am 2. Februar der US-Arbeitsmarktbericht für positive Überraschungen sorgte, gewann der Ausverkauf von Anleihen an Fahrt, wobei die Kursvolatilität den Märkten zu steigen begann.

Die unmittelbaren Marktaussichten scheinen ungewiss zu sein, da es schwer ist, die Ketteneffekte zu erfassen, die eine solch scharfe und kurzfristige Korrektur auslösen kann. Die Ereignisse der letzten Tage bieten jedoch Lektionen, die genutzt werden können, um das schwierige Investitionsumfeld zu meistern:

  • Sie erinnern die Anleger daran, dass die Marktstruktur geschwächt ist. In diesem Zusammenhang kommt es auf Agilität an: Diversifikation, Hedging und taktische Allokation sind der Schlüssel zum Anlageprozess.
  • Dieser Zyklus hat die Tiefstände der Finanzvolatilitäten überschritten.
  • Gleichzeitig müssen wir, insbesondere als langfristiger Anleger, anerkennen, dass es keine negativen Nachrichten auf finanzieller, makroökonomischer oder politischer Ebene gegeben hat, die die von uns beobachtete Preisentwicklung ausgelöst haben. Der Anstieg der Zinssätze wird auch von positiven wirtschaftlichen Fundamentaldaten angetrieben, einschließlich einer erwarteten Normalisierung der Geldpolitik, die für lange Zeit extrem entgegenkommend war.
  • Die Bewertung vieler Finanzanlagen ist etwas gestreckt und einer Normalisierung der realen Anleiherenditen ausgesetzt. Die Gesamtrenditen werden niedriger sein als in den letzten zehn Jahren.
  • Das größte fundamentale Risiko liegt bei den Inflationsüberraschungen.

Weitere Informationen darüber, was dies für die Entwicklung an den Märken bedeutet, finden sie in der links beigefügten Analyse von Generali Investments (in englischer Sprache).