Den internationalen Anleger:innen stehen heute verschiedene Emerging Markets-Indizes zur Verfügung. Der Emerging Markets Index von MSCI gehört hier zu den zentralen Orientierungshilfen für Investoren, da dieser auf eine lange Geschichte zurückblicken kann und weit verbreitet ist.
Die Art und Weise, wie MSCI die globalen Aktienmärkte klassifiziert, hat inzwischen normativen Charakter. Es gibt drei Hauptkategorien, von Frontier über Emerging Markets bis hin zu Developed Markets. Für die Einstufung eines Marktes ist eine Kombination aus wirtschaftlicher Entwicklung, Größe und Liquidität des Aktienmarktes sowie die Marktzugänglichkeit entscheidend.
Für jede der drei Klassifizierungen gibt es Mindestanforderungen an die Unternehmensgröße in Bezug auf eine vollständige oder eine variablen Marktkapitalisierung sowie an die Aktienliquidität. Die Anforderungen steigen schrittweise. Eine weitere Hürde ist die Mindestanzahl von Unternehmen, die diese Größen- und Liquiditätsanforderungen erfüllen. In den Frontier Markets ist dies mindestens ein Unternehmen, in den Schwellenländern drei und in den Developed Markets fünf.
Die Zugänglichkeit bemisst den Aufwand, mit dem internationale institutionelle Anleger:innen in Märkte investieren und sich von Investments in diesen wieder trennen können. Je reibungsloser und weniger restriktiv der Prozess ist und in Abhängigkeit ob gleichzeitig robuste, effiziente und sichere Abläufe gewährleistet sind, desto eher wird ein Markt als Developed Market eingestuft. Die Bewertungskriterien umfassen auch Beschränkungen für ausländisches Eigentum, die Erleichterung von Kapital zu- und -abflüssen, den operativen Rahmen, die Verfügbarkeit von Anlageinstrumenten bis hin zur Stabilität des institutionellen Rahmens.
Das nachstehende Diagramm veranschaulicht, wie die MSCI Emerging Market- und Frontier-Indizes einige Volkswirtschaften enthalten, die von der Weltbank bereits als Hocheinkommensländer, ihrer höchsten Einstufung, definiert werden.
Südkorea ist ein Paradebeispiel für einen Markt, der sich in diesem Spannungsfeld bewegt. Das Land erfüllt den Schwellenwert für den wirtschaftlichen Entwicklungsfaktor, der für die Einstufung als entwickeltes Land ausschlaggebend ist. Das Fehlen eines Offshore-Devisenmarktes und ein Verbot von Leerverkäufen für alle börsennotierten Aktien mindestens bis März 2025 sind jedoch neben anderen Faktoren ein Hindernis. Infolgedessen wird Südkorea wohl aufgrund von Problemen mit der Marktzugänglichkeit nicht als entwickelter Markt eingestuft.
Neuklassifizierungen als Chance für aktive Strategien
Die Neubewertung von Ländern und ggf. Anpassung der Indizes im Laufe der Jahre ist nichts Ungewöhnliches. So führt etwa MSCI vierteljährliche Überprüfungen durch und nimmt im Juni eine jährliche Überprüfung der Marktklassifizierung vor. Auch die Marktzugänglichkeit wird jährlich bewertet. Allerdings können Änderungen auch schneller und außerhalb des Zyklus vorgenommen werden .Dies geschah nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine, woraufhin der Markt für viele internationale Anleger:innen uninteressant wurde
Die Neuklassifizierung gab in der Vergangenheit aktiven Anleger:innen, die außerhalb der Benchmark investieren können, immer wieder die Möglichkeit, Änderungen in der Allokation vorzunehmen, sobald die Entscheidung bekannt gegeben wurde und noch vor der tatsächlichen Umsetzung dieser Änderung.
Auf Marktebene kann beispielsweise die Umstellung von Frontier auf Emerging Markets den Markt in das Blickfeld einer größeren Gruppe von Anleger:innen rücken. Ebenso kann ein Markt, der in den Frontier-Ländern ein großes Gewicht hat, in den EM-Ländern winzig sein, je nach Faktoren wie Marktkapitalisierung des Unternehmens, Liquidität usw., was bedeuten kann, dass er unter den EM-Ländern übersehen wird. Es kann von Vorteil sein, ein großer Fisch in einem kleinen Teich zu sein, im Gegensatz zu einem kleinen Fisch in einem großen Teich.
Wir betonen oft, dass die Schwellenländer keine homogene Gruppe sind, da sie ein breites Spektrum an Volkswirtschaften und Aktienmärkten umfassen. Die zugrundeliegenden Faktoren für die Konstruktion von Emerging Markets-Indizes und die laufende Entwicklung bringen einerseits Herausforderungen und Komplexität mit sich, bergen aber auch Chancen für Anleger:innen mit einem langfristigen, flexiblen Ansatz.
Bild (c) Schroder Investment Management