Die Auswirkungen von DeepSeek auf US-Technologieaktien und das MIDAS Global Growth Portfolio
AXIA Asset Management: Herr Hellener, DeepSeek hat diese Woche den Markt erschüttert.
Nvidia verlor 589 Milliarden US-Dollar an Marktwert, und die breiteren Märkte sprechen von einem „Sputnik-Moment“. Wie bewerten Sie diese Entwicklungen?
Thomas Hellener: DeepSeek hat den Markt aufgerüttelt und bewiesen, dass selbst die scheinbar unerschütterlichen Monopolstellungen wie die von Nvidia nicht unangreifbar sind.
Der Verlust von fast 600 Milliarden US-Dollar an einem Tag zeigt die Macht solcher disruptiven Innovationen. DeepSeek stellt grundlegende Marktannahmen infrage – von den hohen Investitionen in KI-Hardware bis hin zur Vormachtstellung von Nvidia. Diese Entwicklungen markieren einen Wendepunkt, der weit über die Halbleiterindustrie hinaus Auswirkungen haben kann.
AXIA: Nvidia galt lange als unangefochtener Marktführer. Warum hat DeepSeek so einen massiven Einfluss?
Hellener: Bislang basierten KI-Modelle auf teuren und leistungsintensiven Hardwarelösungen – Nvidias Spezialgebiet. DeepSeek zeigt jedoch, dass ähnliche Ergebnisse auch mit kostengünstigeren, weniger leistungsfähigen Chips erzielt werden können. Diese Erkenntnis destabilisiert nicht nur Nvidias Monopol, sondern führt auch zu einer Neubewertung des gesamten KI-Infrastrukturmarktes. Hinzu kommt, dass DeepSeek Open-Source-Modelle verwendet, was den Zugang zu KI-Technologien verbreitert und weitere Innovationen beflügeln könnte.
AXIA: Welche Auswirkungen hat das auf die breiteren Märkte, insbesondere auf den Technologiesektor?
Hellener: Wir sehen eine deutliche Rotation im Markt. Während Tech-Giganten wie Nvidia, Broadcom und andere stark unter Druck geraten, haben sich Basiskonsumgüteraktien und kleinere, diversifizierte Unternehmen relativ stabil gezeigt. Dies könnte zu einem ausgewogeneren Markt führen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob der Technologiesektor, der bislang stark von wenigen Akteuren dominiert wurde, nicht breiter aufgestellt werden muss, um zukünftigen Disruptionen besser standzuhalten.
AXIA: Glauben Sie, dass DeepSeek ein langfristiger Game-Changer ist?
Hellener: Das Potenzial ist definitiv da. Wenn DeepSeek tatsächlich in der Lage ist, KI- Lösungen zu einem Bruchteil der bisherigen Kosten bereitzustellen, wird dies nicht nur Nvidia, sondern den gesamten KI-Sektor nachhaltig verändern. Es wird jedoch entscheidend sein, ob die gemachten Ansprüche auch langfristig gehalten werden können und ob andere Akteure wie die USA in der Lage sind, technologisch aufzuholen oder mitzuziehen.
AXIA: Welche spezifischen Risiken oder Chancen sehen Sie durch DeepSeek?
Hellener: Ein unmittelbares Risiko ist der Margendruck auf bestehende Marktführer. Nvidia und andere Unternehmen könnten gezwungen sein, ihre Preismodelle zu überdenken, was kurzfristig die Gewinne belasten könnte. Auf der anderen Seite eröffnet DeepSeek Chancen für Service-AI-Unternehmen, die auf effizientere KI-Modelle setzen und profitieren könnten.
AXIA: Wie haben Sie bei dem Portfolio Ihres MIDAS Global Growth auf diese Marktveränderungen reagiert?
Hellener: Unser Portfolio ist durch eine hohe Cashquote und eine breite Diversifikation sehr stabil. Wir haben bereits frühzeitig Positionen in Unternehmen reduziert, die stark von teuren KI-Infrastrukturen abhängig sind, darunter Nvidia und Arista. Stattdessen haben wir vermehrt in Service-AI-Unternehmen investiert, die von kostengünstigeren KI-Lösungen profitieren könnten.
Darüber hinaus prüfen wir gezielt neue Positionen, die sich positiv aus der aktuellen Marktdynamik entwickeln könnten, wie etwa Oracle, das von der Einführung effizienter KI- Modelle profitieren könnte.
AXIA: Abschließend: Was ist Ihr Fazit aus den jüngsten Entwicklungen?
Hellener: Die Disruption durch DeepSeek zeigt, dass technologische Dominanz nie garantiert.
Unser MIDAS Global Growth Portfolio ist gut vorbereitet, um auf diese Veränderungen zu reagieren – mit einer hohen Cashquote, einer klaren Diversifikationsstrategie und einem Fokus auf zukunftsorientierte Unternehmen. DeepSeek könnte langfristig ein Katalysator für eine neue Welle der Innovation sein, und wir sehen dies als Chance, unser Portfolio gezielt darauf auszurichten.
Thomas Hellener ist Bankkaufmann und studierte an der Universität Stuttgart Betriebswirtschaftslehre. Die Analyse der internationalen, vor allem der europäischen Aktienmärkte, die Selektion von Anlagestilen und Fondsmanagern in Zeiten hoher Staatsverschuldung sowie die Konzeption von Sachwert-Anlagelösungen für institutionelle Anleger sind seine Spezialgebiete.
Seine Stärken: alles rund um das Thema Rohstoffe, insbesondere Gold, das Portfoliomanagement des Rohstofffonds der AXIA
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