Japan scheint nicht das Hauptziel künftiger US-Zölle zu sein. Diese könnten jedoch die wirtschaftliche Erholung nach 30 Jahren Stagnation empfindlich stören. Naomi Fink, Chief Global Strategist von Nikko Asset Management, nennt sechs Maßnahmen, mit denen Japan die Auswirkungen von US-Zöllen abpuffern könnte:
1. Kernkraftwerke in Betrieb nehmen
Die Wiederinbetriebnahme von Kernreaktoren könnte die Abhängigkeit Japans von Brennstoffimporten mindern. Das könnte die Handelsblilanz mehr verändern als die Auswirkungen von US-Zöllen – und vor einem starken Dollar schützen.
2. Geldpolitische Lockerung zurücknehmen
Der Weg der Bank of Japan (BOJ) zur Normalisierung der Geldpolitik scheint vernünftig. Um ihren schrittweisen Zinserhöhungspfad beizubehalten, benötigt die BOJ steigende Reallöhne und mehr heimische Anleger. Diese könnten den Puffer für die Binnennachfrage mitaufbauen.
3. Aus Sparern Investoren machen
Die zunehmenden Schwankungen der japanischen Aktienindizes sind nicht nur auf die Dominanz von Tech-Unternehmen im Nikkei-Index oder von ausländischen Investoren beim Handelsvolumen zurückzuführen. Letztere haben per „Carry Trades“ von steigenden Aktienkursen und immer günstigeren Yen-Finanzierungen profitiert. Diese Dominanz nimmt jedoch ab, da heimische Investoren steuerliche Anreize (des reformierten NISA-Anlageprogramms) nutzen, um Bargeldersparnisse in die Finanzmärkte zu investieren. Wenn die Politik und sich verbessernde Fundamentaldaten weiterhin langfristige Investments in inländische Vermögenswerte fördern, könnte Japan breitere Puffer gegen Nachfrageschwankungen in den USA und gegen Stimmungswechsel ausländischer Investoren bilden.
4. Ausländische Gewinn realisieren
Diejenigen unter den japanischen Investoren (darunter Pensionsfonds, Versicherungen und regionale Banken), die am meisten vom schwachen Yen profitiert haben, müssen entscheiden, ob sie zumindest einen Teil ihrer Gewinne aus ausländischen Anlagen in inländische Vermögenswerte (insbesondere Aktien) umschichten. Dies würde zur Reflation beitragen – und von dieser profitieren.
5. Unternehmensführung weiter verbessern
Die Bewertungen japanischer Aktien haben nicht nur davon profitiert, dass die Wirtschaft im Land wieder wächst. Unternehmensgewinne, steigende Ausschüttungen und angemessene Bewertungen haben dazu beigetragen, dass die Risikoprämie für japanische Aktien wieder mit der für US-Aktien konkurrieren kann. Wichtig wird sein, die Unternehmensführung weiter zu verbessern. Die Unternehmen müssen noch immer transparenter werden, die Ausschüattungen erhöhen und Überkreuzbeteiligungen abbauen. Das sollte die Erträge und damit die Attraktivität inländischer Aktien erhöhen und weitere Zuflüsse von inländischen Investoren anziehen.
6. Mehr Konsum anregen
Wenn die Erwartung dauerhafter Reallohnzuwächse zu mehr inländischem Konsum führt, hat die BOJ ihr Ziel erreicht. Dies würde bedeuten, dass der Konsum eine wichtigere Rolle beim Übertreffen des Potenzialwachstums spielt, das die BOJ auf etwa 0,6 % schätzt. Damit die Verbraucher ein stetiges Realeinkommenswachstum erwarten, sind nicht nur höhere Löhne, sondern auch eine Kontrolle der Inflation erforderlich, zu der die Yen-Schwäche beigetragen hat. Geringfügige finanzpolitische Anpassungen durch die Regierung – wie die Anhebung der Steuerklasse für das zu versteuernde Einkommen – könnten ebenfalls hilfreich sein. Die BOJ muss also den schmalen Grat zwischen Wachstumsunterstützung und der Eindämmung der Inflationserwartungen beschreiten.
Bild © Nikko AM