Der Mangel an Arbeitskräften in Japan hat nicht für die erwünschte Reflation gesorgt, sondern lässt auch Zombie-Unternehmen leise verschwinden. Naomi Fink, Chief Global Strategist von Nikko AM, kommentiert diesen erfreulichen Trend: Zombie-Unternehmen sind Firmen – häufig im Dienstleistungssektor –, die nicht in der Lage sind, genügend Gewinn zu erwirtschaften, um ihre Darlehenszinsen zu decken. Sie halten sich nur dank finanzieller Unterstützung durch Banken und staatlicher Maßnahmen zum Schutz von Arbeitsplätzen über Wasser.
Seit mehreren Jahren fragen sich ausländische Investoren zu Recht, wie lange Japan diese Zombie-Unternehmen noch am Leben erhalten wird. Sie ersticken Innovation, besetzen Marktanteile, die an innovativere Start-ups und wettbewerbsfähige Unternehmen vergeben werden könnten, sie verschwenden Kapital, das anderswo besser eingesetzt werden könnte, und sie sorgen dafür, dass Japans Wachstum stagniert.
Weniger Zombies, mehr Stoffwechsel
Jetzt, da Arbeitskräfte knapp sind, müssen arbeitsintensivere Branchen entweder umstrukturieren oder sie fallen zurück. Im Dienstleistungssektor gibt es im Verhältnis zu Produktionsunternehmen so viele Konkurse wie seit Jahren nicht. Dieser steigende Anteil von Insolvenzen im Dienstleistungssektor deutet auf die Verdrängung von Zombiefirmen hin, die nicht in der Lage sind, höhere Löhne zu zahlen. Dies wiederum steigert die Wettbewerbsfähigkeit im Dienstleistungssektor.
Die Hoffnung, dass sich Japans „wirtschaftlicher Stoffwechsel“ wieder belebt (um BOJ-Vizegouverneur Uchida zu zitieren) hat noch weitere Gründe: Im Juni 2024 wuchsen die Reallöhne erstmals, seit das nominale BIP wieder wächst. Für Haushalte ist dieser Zuwachs wichtig: Sie messen ihr Wohlergehen daran, was sie heute konsumieren und was sie sich in Zukunft voraussichtlich werden leisten können. Genau auf diese Entwicklung hat die Notenbank BOJ gewartet – sie liefert die Bestätigung dafür, dass sich der positive Kreislauf von Löhnen und Preisen weiter dreht. Höchstwahrscheinlich muss sich der Trend noch weiter verfestigen, bevor die Notenbanker weitere Lockerungsmaßnehmen zurücknehmen.
BOJ stützt positive Trends
Die BOJ wird neben dem Realeinkommenswachstum auch darauf achten, dass die Haushalte ihre Überschüsse nicht auf die hohe Kante legen, wie es in den „verlorenen Jahrzehnten“ der Fall war, sondern ihre Konsumausgaben steigern. Dies würde das Wachstum fördern und den Aktienmärkten eine breitere Erholung ermöglichen.
Die Politik der BOJ muss also weiterhin außerordentlich akkommodierend bleiben. Die Realzinsen liegen weit unter den realen Wachstumsraten. Das ist positiv für die Konjunktur und für die Bewertungen am Aktienmarkt.
Bild (c) Nikko AM