Friday 19-Apr-2024
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Konjunkturelle Abschwächung setzt sich fort

OpinionsKonjunkturelle Abschwächung setzt sich fort

Mit dieser Aussage übertitelt das Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) die jüngste Einschätzung der österreichischen Wirtschaft. Die Abschwächung zeige sich vor allem in der Industrie und am Bau, während die Dynamik in Konsum und Dienstleistungen weiterhin robust verlaufe. Österreich spiegelt somit – als offene kleine Volkswirtschaft wenig überraschend – die internationalen Trends gut wieder. Allerorten ist das erwähnte Auseinanderklaffen von schwachem Industriebereich und robustem Dienstleistungssektor zu beobachten. Die Industrie leidet vor allem unter dem Handelskonflikt, während Dienstleistungen und Konsum von der guten Beschäftigungslage profitieren.

Wie wird sich die Lücke schließen – durch Erholung der Industrie oder durch Absacken der Dienstleistungen? Diese Frage wird wohl in Washington und Peking entschieden werden, denn der Handelskrieg gilt als größter Unsicherheitsfaktor für die Weltwirtschaft und somit auch als wesentlicher Grund für die Zurückhaltung bei den Ausrüstungsinvestitionen.

Eine andere Ungereimtheit ist weniger stark präsent, nämlich jene zwischen „weichen“ Umfragedaten und „harten“ Wirtschaftsdaten. Dabei zeigt sich, die Stimmung ist schlechter, als es die harten Daten rechtfertigen. Beispiel: die US-Industrieproduktion, Kategorie harte Daten, wächst zwar nicht mehr, fällt aber auch nicht. Die dazu passende Umfrage, der ISM-Index, liegt jedoch auf dem tiefsten Niveau seit dem Rezessionsjahr 2009.

In den letzten Jahren war es oft so, dass die Realität den negativen Erwartungen der Befragten nicht vollumfänglich gefolgt ist. Der Aktienmarkt dürfte angesichts von Kursen nahe der Jahreshochs auch diesmal eine solche Entwicklung antizipieren. Dass zyklische Aktien zuletzt deutlich besser gelaufen sind, ist auch als Zeichen der Zuversicht zu verstehen. Für eine abschließende Bestätigung fehlt allerdings Klarheit bezüglich des Handelskonfliktes sowie eine Stabilisierung beziehungsweise Erholung relevanter Indikatoren. Daher halten wir bis auf Weiteres eine neutrale Aktienquote.

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Aktien: Neue Höchststände

Im Gegensatz zu den Rentenmärkten ist bei den Aktien das Glas eindeutig voll. Gegen Ende Oktober versuchten die Aktienmärkte, die sich seit Mai in einer Konsolidierungsphase befanden, wieder einmal nach oben auszubrechen, der globale Aktienindex (MSCI World) erreichte dabei einen neuen Höchststand. Das war nicht ausschließlich dem US-Aktienmarkt zu verdanken, sondern auch der guten Performance in Europa. Hier wurde einiges aufgeholt, der DAX hat sogar den Dow Jones eingeholt! Dabei sind – typisch für solche Phasen – die Volatilitätsindizes wieder unter die langjährigen Durchschnitte gefallen. Das nennt sich gerne „Risk-on-Szenario“.

Jedenfalls waren, nach einem schwächeren August, die letzten beiden Monate wieder sehr gut. Vorne liegt wieder Russland – ein Teil der Wertentwicklung kommt aus der Währung – und damit Osteuropa. Auch Lateinamerika (Brasilien) sowie China und damit Asien sahen einen guten Monat Oktober. Generell sollten die Voraussetzungen für ein gutes Aktienjahr 2019 gegeben sein.

Aktien USA und Europa: Feste Märkte aber stagnierende

Die entwickelten Aktienmärkte präsentierten sich in den letzten Wochen von ihrer freundlichen Seite. Unterstützung kommt dabei unverändert von den internationalen Notenbanken, auch die politischen Risiken sind zumindest kurzfristig etwas in den Hintergrund getreten. Der Blick auf die Fundamentaldaten relativiert dies, sind doch die Gewinnwachstumsraten für das Jahr 2019 mittlerweile nur mehr leicht positiv und die Gewinnrevisionen unverändert negativ.

Der Gewinn je Aktie, kalkuliert für den S&P 500 Index für die jeweils letzten 12 Monate, stagniert seit einigen Quartalen auf hohem Niveau, die Dynamik ging verloren. Allerdings ist hierbei der Sonderfaktor US-Steuerreform enthalten, der das Gewinn-Niveau entsprechend stark angehoben hat. Dieser Basiseffekt ist ebenso zu berücksichtigen, wie der Umstand, dass die Unternehmen etwa über den Lohndruck (Stichwort Arbeitsmarkt) doch einen gewissen Margendruck zu stemmen haben.

Aufgrund des in Summe uneinheitlichen Bildes nehmen wir aktuell keine aktive Positionierung ein.