Friday 19-Apr-2024
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Lockdowns unterbrechen Renditeanstieg

OpinionsLockdowns unterbrechen Renditeanstieg

Nach starken Anstiegen seit August drehten die Anleiherenditen im November wieder deutlich nach unten (in Deutschland beispielsweise von -0,1 % auf -0,3 %). Hauptgrund: die neue Corona-Welle und Sorgen über neuerliche Lockdowns (auch schon vor Omikron), so Raiffeisen Capital Management in der neusten Ausgabe von märkte | unter uns. Entsprechend positiv war die Monatsperformance bei Euro-Staatsanleihen, während es bei Unternehmensanleihen nur für eine schwarze Monatsnull reichte. High-YieldAnleihen rutschten dagegen sogar (leicht) ins Minus (steigende Risikoaversion, so wie auch am Aktienmarkt). Bei US-Dollar-Anleihen sorgte der festere Dollar hingegen für eine schöne Monatsperformance.

Monatsschlusslichter: Emerging-Market-Anleihen. Seit Jahresbeginn zählen diese in Hartwährung und Lokalwährung zum schwächsten Anleihesegment. Ansonsten entspricht die Anleiheentwicklung seit Jahresbeginn immer noch dem Muster einer starken Konjunkturerholung: Stärkste Performance bei High Yield (parallel zum Aktienmarkt) dank stark fallender Risikoprämien. Schlechteste Performance bei etablierten Staatsanleihen aufgrund steigender Marktrenditen. Mit Omikron könnte diese Bilanz allerdings im Dezember noch durcheinandergebracht werden.

Neues Inflationshoch: US-Notenbank reduziert Anleihenkäufe

Neue Inflationsspitzen sorgten auch im November für Schlagzeilen: Über 6 % in den USA und rund 5 % in der Eurozone – das sind Niveaus, wie sie in diesen Ländern schon seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr gesehen wurden. Im Dezember könnten manche Länder noch eines drauflegen. Ab Jänner dürfte aber der Gipfel erreicht sein und die Raten im Jahresverlauf 2022 wieder deutlich zurückgehen: erstens, weil Sondereffekte wegfallen, zweitens, weil der Preisanstieg gegenüber dem Vorjahr (z. B. bei Rohstoffen) im Lauf von 2022 immer niedriger wird, drittens, weil Lieferengpässe (trotz Omikron) im Lauf von 2022 besser werden.

Allerdings dürfte angesichts des auch 2022 absehbar starken Arbeitsmarktes der Lohndruck steigen, das Inflationsniveau also nicht mehr nachhaltig auf die Vor-Corona-Niveaus zurückkehren. Für die US-Notenbank bedeutet das eine weitere Reduktion der Anleihenkäufe (je nach Eskalationsniveau von Omikron eventuell etwas verzögert). Und wohl auch den Beginn von Zinsanhebungen im zweiten Halbjahr 2022 (Marktkonsens). Die EZB hat hier dagegen noch deutlich mehr Luft und dürfte sich 2022 noch nicht zu Zinsanhebungen gedrängt sehen.

Anleihen jetzt untergewichtet gegenüber Rohstoffen

Auch wenn neue Corona-Ängste zuletzt den Kursrückgang am Anleihemarkt unterbrochen haben, und wir (noch) nicht einschätzen können, wie lange die aktuelle Phase sich erholender Anleihekurse noch anhält: Wir sind davon überzeugt, dass es sich dabei nur um eine Zwischenepisode handelt. Der Konjunkturausblick für 2022 bleibt stark genug, um eine Reduktion der expansiven Geldpolitik in den USA weiterhin zu rechtfertigen. Schärfere Lockdowns wegen Omikron würden das nur ein wenig verzögern, aber nicht aufheben. Den Unternehmenssektor sehen wir deshalb 2022 gut unterstützt (weiterhin starke Übergewichtung von Unternehmensanleihen), und den Renditeanstieg sich fortsetzen (Untergewichtung von Staatsanleihen).

Was unsere Anleihepositionierung in Summe betrifft, so hatten wir unsere kurzfristige Untergewichtung von Anleihen gegenüber Geldmarkt ja glücklicherweise vor einem Monat (vor der jüngsten Anleihekurserholung) geschlossen. Für eine Neuauflage gibt es aber inzwischen eine attraktivere Assetklasse als den Geldmarkt: Während uns Rohstoffpreise vor einem Monat noch überhitzt erschienen, so hat sich das inzwischen mit der Omikron-Korrektur drastisch verbessert. Mit Blick auf unser Konjunkturbild für 2022 öffnen wir deshalb jetzt eine neue Untergewichtung von Anleihen zugunsten einer Übergewichtung von Rohstoffen.


Weitere Details finden Sie in der neusten Ausgabe von Raiffeisen Capital Management’s “märkte | unter uns”.