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Mein Wunschzettel für die Schwellenländer 2019

OpinionsMein Wunschzettel für die Schwellenländer 2019

Die vergangenen 12 Monate waren für die Schwellenländer turbulent – sowohl für Anleihen als auch für Aktien. Die Schwellenländer erscheinen in fast jeder Hinsicht überverkauft, aber sind sie wirklich ihr Geld wert? Was muss sonst noch passieren, damit ein Aufschwung möglich wird? Hier kommt der Wunschzettel für 2019 von Patrick Zweifel, Chief Economist bei Pictet Asset Management. Hoffen wir, dass der Weihnachtsmann ihn findet.

Nr. 1: US-Wirtschaft: Stark, aber nicht zu stark

Eine starke US-Wirtschaft ist in der Regel gut für die Schwellenländer, aber der Grat ist schmal. Ein zu starkes Wachstum zwingt die Zentralbank, auf die Bremse zu treten und die Zinssätze anzuheben. Das würde den US-Dollar nach oben treiben und den Schwellenländern schaden, vor allem denjenigen, die den Schuldendienst für ihre Auslandsschulden in US-Dollar leisten müssen.

Wie Abb. 1 zeigt, scheint der US-Dollar überbewertet zu sein, was mittlerweile schon einige Jahre der Fall ist. Für 2019 hoffe ich daher auf einen schwächeren Dollar, was den Schwellenländern sehr zugute käme.

ABBILDUNG 1: AUF ABSTIEGSKURS?

US-Dollar (nominaler handelsgewichteter Wechselkurs)

Quelle: Pictet Asset Management, Datastream, Bloomberg, Oktober 2018

Nr. 2: Ende der globalen Handelsspannungen

Die Gefahr eines Handelskriegs war 2018 das größte Risiko für das globale Wirtschaftswachstum. Es bleibt abzuwarten, ob die Trump-Regierung den Handelsstreit in den kommenden Monaten eskalieren lässt. Fest steht (siehe Abb. 2), dass das BIP-Wachstum der Schwellenländer heute stärker vom globalen realen Exportwachstum abhängt als das Wachstum der Industrieländer. Ein Ende der aktuellen handelspolitischen Spannungen würde besonders den Schwellenländern einen kräftigen Schub geben.

ABBILDUNG 2: SCHWELLENLÄNDER SIND STÄRKER HANDELSEMPFINDLICH

Reale Exporte Welt (% im Jahresvergleich) und reales BIP-Wachstum (% im Jahresvergleich) Schwellenländer und Industrieländer

Quelle: Pictet Asset Management, CPB Netherlands, CEIC, Datastream, Juli 2018

Nr. 3: Mehr Impulse in China

China hat auf die US-Handelspolitik mit einer Reihe konkreter geld-, fiskal- und handelspolitischer Gegenmaßnahmen reagiert, um seine Wirtschaft zu stützen.Wir können deren Wirkung noch nicht vollständig abschätzen, gehen aber von einer Größenordnung von 2% des BIP aus (siehe Abb. 3 unten).

ABBILDUNG 3: IN DIE PEDALE TRETEN

Angekündigte chinesische Konjunkturbelebungsmaßnahmen als Reaktion auf die US-Handelspolitik

Quelle: JP Morgan, Natixis, Pictet Asset Management

Das ist zugegebenermaßen eine taktische Abweichung von Präsident Xis langfristigem Ziel eines stärker konsumgesteuerten Wachstumspfads.

Diese Umorientierung ist allerdings ein langer Prozess und wir glauben, dass der kurzfristige Pragmatismus Chinas bei den Schwellenländeranlegern gut ankommt. China wird für die kommenden Jahre der Wachstumsmotor für die Schwellenländer bleiben, sodass eine Abkühlung der Wirtschaft des Landes besser allmählich als abrupt stattfindet.

Nr. 4: Robuste Rohstoffpreise

Wenn alle meine oben genannten Wünsche in Erfüllung gehen – oder zumindest die meisten – sollte sich der vierte automatisch erfüllen. Robuste Rohstoffpreise sind in der Regel gut für die Schwellenländer, insbesondere für diejenigen Volkswirtschaften, die Netto-Rohstoffexporteure sind. 

Wie Abbildung 4 zeigt, dürfte der Aufschwung im chinesischen Baugewerbe, der auf die jüngsten Maßnahmen zurückgeht, in den kommenden Monaten eine Erholung für Industriemetalle bringen.

ABBILDUNG 4: KAMPFGEIST WIEDER GEWECKT

Baukonjunktur und Metallpreise China

Quelle: Pictet Asset Management, CEIC, Datastream, September 2018

Nr. 5: Politischer Kurs der Schwellenländer

Für viele Schwellenländer waren die vergangenen 12 Monate sehr turbulent, vor allem für Argentinien und die Türkei – wir haben uns in diesem Beitrag ausführlich damit befasst. Insgesamt glauben wir jedoch, dass die Währungshüter in beiden Ländern unter den extrem schwierigen geldpolitischen Bedingungen weitgehend kompetent und vernünftig reagiert haben. 

Mein letzter Wunsch für 2019 ist daher, dass auch die Schwellenländer im kommenden Jahr auf dem geldpolitischen Parkett ähnlich besonnen reagieren, sollte dies nötig sein.

ABBILDUNG 5: DEN GUTEN KAMPF KÄMPFEN…

Chart links: Argentinien: Leitzins und Inflation auf Grundlage des VPI/Chart rechts: Türkei: Leitzins und Inflation auf Grundlage des VPI

Quelle: Pictet Asset Management, CEIC, Datastream. Bei Argentinien sind die Daten von Oktober 2018 berücksichtigt, bei der Türkei die Daten von November 2018.

MARKTBEOBACHTUNG

DATEN ZUR MARKTBEOBACHTUNG

Quelle: Datastream, Bloomberg, Daten vom 30.11.2018, in USD. Angaben zu den Aktienindizes auf Basis der Wiederanlage der Nettodividenden; Angaben zu Anleihen- und Rohstoffindizes auf Basis der Gesamtrendite. Die Entwicklung der Wechselkurse wird als Performance-Berechnung basierend auf den Währungskursen herangezogen.


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Über den Autor

Patrick Zweifel kam 1997 zu Pictet. Er ist als Chef-Ökonom von Pictet Asset Management tätig. Bevor er 2009 in diese Funktion wechselte, leitete er das Makro-Research-Team von Pictet Private Wealth Management. Dort war er insbesondere für Schwellenländer und Japan, sowie für die Entwicklung quantitativer Modelle für die wichtigsten Anlagekategorien, hauptsächlich Wechselkursmodelle, zuständig. Vor seiner Tätigkeit bei Pictet war er Forschungsassistent der Fachrichtung Ökonometrie und Geldmarkttheorie und beteiligte sich an internationalen Forschungsprojekten der Weltbank und der Europäischen Union. Patrick Zweifel hat einen Doktortitel im Fachgebiet Ökonometrie von der Universität Lausanne.

Über Pictet Asset Management 

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