Thursday 28-Mar-2024
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Neue Stabilität auf den Rentenmärkten

OpinionsNeue Stabilität auf den Rentenmärkten

Die globalen Notenbanken leisten ganze Arbeit, folglich ist es an den Märkten recht ruhig geworden, eine gewünschte Stabilität? So weisen die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen seit Monaten kaum Schwankungen auf. Ist das bereits ein Anzeichen der vieldiskutierten Renditesteuerung der – von dieser noch verneinten – US Notenbank, wie es etwa die Bank of Japan erfolgreich praktiziert?

Auch deutsche Staatsanleihen, die europäische Benchmark für „sichere“ Anleiheveranlagungen, verlaufen seit den Schwankungen im März nur seitwärts, so Raiffeisen Capital Management in der neusten Ausgabe von märkte | unter uns. Allerdings können die Anleihen der Euro-Peripherie und Unternehmensanleihen in den letzten Wochen und Monaten eine recht gute Wertentwicklung aufweisen. Ebenso holen High-Yield- und Emerging-Market-Anleihen weiter auf, wenn da nicht die Währung wäre: Die in den letzten zwei Monaten schwächere Performance von US-Anleihen oder Emerging Markets in Lokalwährung ist nahezu ausschließlich dem wieder stärkeren Euro geschuldet, der daraus resultierende Abschlag für US-Titel lag folglich im letzten Monat bei 5 %.

Geld-/Kapitalmarkt: Zentralbanken steuern den Markt

Die US-Notenbank hat bei ihrer Sitzung Ende Juli bekräftigt, dass sie die gesamte Palette der ihr zur Verfügung stehenden Mittel, nutzen wird, um die US-Wirtschaft zu stützen. Deren Pfad wird laut Fed signifikant von der Entwicklung der Corona-Krise abhängen, die aktuell Wirtschaftsaktivität, Beschäftigungssituation und Inflation stark belastet. Der Leitzins wurde zuletzt wie erwartet in der Bandbreite von 0 % bis 0,25 % beibehalten und Zinsanhebungen sind auf absehbare, durchaus längere Zeit nicht zu erwarten. Auch ein Blick auf länger laufende Zinsen zeigt die nun schon seit Monaten anhaltende Stabilität.

In Europa hat die Europäische Zentralbank den Leitzins ebenfalls unverändert gelassen und behält ihr Anleihen-Kaufprogramm unverändert bei. Also wenig Neues von der EZB, deren Chefin Christine Lagarde zuletzt meinte: „Wir sind gut unterwegs.“ Die am EU-Gipfel mühsam vereinbarten Hilfspakete zur Corona-Krise wurden ebenfalls vorerst positiv vom Markt aufgenommen.

Staats- und Unternehmensanleihen: Zurück zur alten Normalität?

Die schon erwähnten EU-Hilfspakete dürften – vorbehaltlich einer Ratifizierung – die Renditeabstände der Euro-Staatsanleihen weiter schmelzen lassen. Ein erster Schritt in Richtung einer Fiskalunion? Dementsprechend bevorzugen wir am europäischen Staatsanleihenmarkt nach wie vor Peripherieanleihen gegenüber europäischen Kernländern (wie Deutschland), zudem behalten wir unser Übergewicht von US- und UK-Staatsanleihen bei.

In der Historie der Corporate Bond Märkte (Unternehmensanleihen) von Euro und US-Dollar zählt der Monat Juli, absolut wie auch relativ (Renditeabstände), zu den performance-stärksten Monaten überhaupt, das war auch heuer im Juli der Fall. Neben diesem saisonalen Effekt profitierten Corporate Bonds von einer allgemeinen wirtschaftlichen Erholung sowie geld- und fiskalpolitischen Stützungsmaßnahmen. Die vor wenigen Monaten noch vorherrschenden hohen Ausfallsängste sind mittlerweile deutlich gesunken. Wir behalten das Übergewicht an Euro-Unternehmensanleihen und US-Dollar-High-Yield-Anleihen bei.

Wir beurteilen auch Emerging-Market-Anleihen trotz der kräftig gesunkenen Risikoprämien weiterhin als attraktiv. Hartwährungsanleihen aus Emerging Markets bleiben für uns unverändert eine der attraktiveren Anleiheklassen.