Der PtX-Entwicklungsfonds zur Förderung von Wasserstoffprojekten in Entwicklungs- und Schwellenländern hat den ersten Zuschuss bewilligt: Egypt Green Hydrogen erhält 30 Millionen Euro für ein Wasserstoffprojekt in der Suez Canal Economic Zone, der größten Industrieansiedlung Ägyptens. Zuvor hatte KGAL Investment Management GmbH & Co. KG, der von der KfW mit dem Mandat betraute Fondsmanager, insgesamt 98 Bewerbungen aus sieben Ländern intensiv geprüft. Der Vertrag wurde am 8. Oktober auf der Hamburg Sustainability Conference im Beisein von Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Rania Al-Mashat, Ägyptens Ministerin für Planung, wirtschaftliche Entwicklung und internationale Zusammenarbeit, und Karim Badawi, Ägyptens Minister für Erdöl und Bodenschätze, offiziell unterzeichnet. Die zweite Bewerbungsrunde wird voraussichtlich im Winter 2024/2025 starten.
Der vom BMZ initiierte und mit 270 Millionen Euro ausgestattete PtX-Entwicklungsfonds ist Teil der PtX-Plattform der KfW zur Förderung von Wasserstoffprojekten im globalen Süden. Das erste geförderte Projekt Egypt Green Hydrogen (EGH) steht exemplarisch für die Zielsetzung des PtX-Entwicklungsfonds. „Die Produktion von grünem Wasserstoff und seiner Folgeprodukte bietet vor allem Schwellen- und Entwicklungsländern ein enormes Potenzial für die Entwicklung und Transformation der dortigen Wirtschaft. Grüner Wasserstoff bedient auch für uns in Deutschland und Europa eine Vielzahl von strategischen und wirtschaftlichen Interessen, um unsere Klimaziele und die globale Energiewende zu erreichen. Gleichzeitig stärken wir damit unsere heimischen Industrien, indem wir neue Märkte für unsere Exportwirtschaft erschließen“, sagt Christiane Laibach, Vorstandsmitglied der KfW. „Über den PtX-Entwicklungsfonds und die PtX-Plattform bietet die KfW maßgeschneiderte Finanzierungslösungen an. Mit der Unterstützung des EGH-Projekts fördern wir die Transformation der Industrie in Ägypten. Ein hervorragendes Beispiel, wie privates Kapital für den internationalen Markthochlauf von grünem Wasserstoff eingesetzt wird.”
Mindestens drei Millionen Tonnen CO2-Einsparung durch grünen Ammoniak
Hinter Egypt Green Hydrogen steht ein Konsortium mit Beteiligten wie dem Projektentwickler Scatec ASA, Orascom Construction und dem ägyptischen Staatsfonds TSFE. Das EGH-Projekt nutzt Wind- und Solarstrom aus neu gebauten Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 270 Megawatt zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. Im nächsten Schritt wird dieser in grünen Ammoniak transformiert, der in der Düngemittelproduktion und als Wasserstoffvektor verwendet wird. EGH kann dafür eine bestehende Ammoniak-Produktion an einem exzellent angebundenen Standort in der Suez Canal Economic Zone (SCZone) nutzen.
EGH will ab 2028 bis zu 70.000 Tonnen grünen Ammoniak pro Jahr produzieren und damit den Grundstein für die nachhaltige Umgestaltung schwer zu dekarbonisierender Sektoren wie der Stahl- und Zementindustrie legen. Das CO2-Einsparpotenzial beträgt mehr als drei Millionen Tonnen über die gesamte Laufzeit des Projekts. Das Konsortium plant, insgesamt rund 500 Millionen Euro in die Produktion von grünem Wasserstoff in der SCZone zu investieren. Der Düngemittelhersteller Fertiglobe hat mit EGH eine 20-jährige Abnahmevereinbarung für grünen Ammoniak geschlossen.
Anstoß für die nachhaltige Transformation der ägyptischen Industrie
„Das ägyptische Wasserstoffprojekt punktet mit einem wohldurchdachten Konzept und hohem Reifegrad. EGH hat vorausschauend geplant und die Risiken von der Entwicklung bis zur Vermarktung wurden effektiv minimiert“, erklärt Thomas Engelmann, Geschäftsführer des PtX-Entwicklungsfonds und Head of Energy Transition der KGAL. „Das EGH-Team mit seinem wichtigen Shareholder Scatec hat uns auch mit seinen plausiblen Darlegungen zur ökologischen und sozialen Transformation überzeugt.“
Das EGH-Projekt wird das Fundament eines geplanten grünen Wasserstoff-Clusters in der SCZone bilden. Durch seinen „Brownfield-Charakter“ (nachhaltige Umgestaltung bestehender Infrastrukturen) trägt das Projekt besonders effizient zur Transformation des größten Industriegebiets Ägyptens bei. Da sich zudem die gesamte Wertschöpfungskette im Land befindet, werden etwa 1.300 qualitativ hochwertige Arbeitsplätze neu geschaffen. Gleichzeitig erschließt sich Ägypten durch grüne Wachstumsinitiativen wie EGH das Potenzial für eine tiefere wirtschaftliche Integration in die Eurozone und unterstützt somit die nachhaltige Entwicklung des nordafrikanischen Staats.
PtX-Entwicklungsfonds kurz vor Start der zweiten Bewerbungsrunde
Das Expertenteam der KGAL war beeindruckt von der Vielzahl an Interessenten in der ersten Bewerbungsrunde. Im Winter 2024/2025 wird der PtX-Entwicklungsfonds voraussichtlich die zweite Bewerbungsrunde um Fördermittel starten. Interessenten können sich bereits jetzt auf der Website https://www.ptx-fund.com informieren und später dort ihre Unterlagen einreichen.
Hintergrund:
Die PtX-Plattform – viele Förderfenster unter einem Dach
Auf der PtX-Plattform haben die Bundesregierung und die KfW Bankengruppe dazu Förder- und Finanzierungsinstrumente gebündelt. Gefördert werden Vorhaben entlang der gesamten PtX-Wertschöpfungskette: von der Erzeugung von Grünstrom durch Erneuerbare Energien über Produktion und Transport von Grünem Wasserstoff und Derivaten. Zu den Derivaten zählen zum Beispiel e-Fuels, Methanol oder Ammoniak, die insbesondere in der Schwerindustrie, in der Luft- und Schifffahrt oder in der Grundstoffchemie Anwendung finden. Das Ziel dabei: Kapitalintensive PtX-Vorhaben, die vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern noch nicht „bankfähig“ sind, so unkompliziert wie möglich zu fördern und so die bestehenden Finanzierungslücken zu schließen. Die Koordination liegt dabei in einer Hand: Die KfW berät, schnürt Finanzierungspakete und begleitet die Projektumsetzung.
Im Kern: der PtX-Entwicklungsfonds
Herzstück der Plattform ist der PtX-Entwicklungsfonds des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Ziel des PtX-Entwicklungsfonds ist es, die Etablierung von lokalen Wertschöpfungsketten und die Verwendung von Wasserstoff und Derivaten in Entwicklungs- und Schwellenländern zu unterstützen und deren Anschluss an eine Zukunftstechnologie zu ermöglichen. Somit trägt der Fonds zu einer sozial-ökologischen Wirtschaftstransformation in diesen Ländern bei und zu einer Just Transition.
Der Fondsmanager: Unabhängig und erfahren
Die KfW hat nach einer europaweiten Ausschreibung die KGAL Investment Management GmbH & Co. KG mit dem Fondsmanagement des PtX-Entwicklungsfonds betraut. Die KGAL ist ein unabhängiger Investment- und Asset-Manager mit einem betreuten Investitionsvolumen von rund 16 Milliarden Euro. Der Schwerpunkt der Investments liegt auf langfristigen Realkapitalanlagen für institutionelle und private Investoren in Real Estate, Sustainable Infrastructure und Aviation. Die europaweit tätige KGAL wurde vor 56 Jahren gegründet und hat ihren Sitz in Grünwald bei München. Bereits seit 2003 engagiert sich die KGAL in erneuerbaren Energien und zählt damit zu den Pionieren in diesem Geschäftsfeld. 363 Mitarbeiter tragen unter Berücksichtigung von Rendite- und Risikoaspekten dazu bei, nachhaltig stabile Erträge zu erzielen (Stand 31. Dezember 2023).
Bild (c) KGAL GmbH & Co. KG