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Kapitalflüsse bei Industriemetall-ETPs werden am stärksten durch den Handelskrieg in Mitleidenschaft gezogen

OpinionsKapitalflüsse bei Industriemetall-ETPs werden am stärksten durch den Handelskrieg in Mitleidenschaft gezogen

Platin-ETPs verbuchten die höchsten Zuflüsse seit 37 Wochen, begünstigt durch den starken US-Automobilabsatz und die Handelszollverhandlungen in der EU, so ETF Securities im wöchentlichen Markt- und Flowbericht. Angesichts der Handelskriege kam es bei Industriemetallkorb-ETPs die dritte Woche in Folge zu Abflüssen. Die Zuflüsse in Kaffee-ETPs erreichten den höchsten Stand seit September 2013, nachdem das globale Kaffeedefizit gestiegen war.

Schnäppchenjäger zu sein, nachdem Platin-ETPs (A0N62D) letzte Woche unter die Marke von 800 USD/oz. nachgegeben hatten. Dies ist der niedrigste Stand seit Dezember 2008. Aus fundamentalen Gesichtspunkten dürfte der Platinmarkt dieses Jahr erneut einen Überschuss aufweisen, was die Stimmung in Bezug auf das Metall belastet. Allerdings scheint der Preisabschlag bei Platin übertrieben, da der Abschlag gegenüber Gold letzte Woche auf ein Rekordhoch von 440 USD gestiegen ist. Gegenüber seinem Schwestermetall Palladium weist Platin einen Abschlag von 140 USD/oz. auf. Aufgrund des umfangreichen Einsatzes in Kfz-Katalysatoren dürften die Platinpreise vom starken US-Automobilabsatz profitieren, der Angaben der Ward’s Automotive Group zufolge um 4,8 Prozent relativ zum Vorjahr zugelegt hat. Hinzu kommt, dass die EU laut Medienberichten multilaterale Vereinbarungen mit anderen wesentlichen Automobilexporteuren in den USA, Südkorea und Japan zur Senkung der Importzölle auf Automobile in Erwägung zieht. Sollte es zu einer Einigung kommen, dürfte dadurch das Risiko eines Nachfragerückgangs bei Platin infolge der Handelsstreitigkeiten, die sich mittlerweile auch auf den Automobilbereich erstrecken, verringert werden.

Gold-ETPs (A0LP78) verzeichneten vergangene Woche Abflüsse in Höhe von 16,5 Mio. USD und glichen damit die Zuflüsse aus der Vorwoche aus, da der starke US-Arbeitsmarktbericht in den Mittelpunkt rückte. Die Goldpreise gerieten gegen Ende letzter Woche unter Druck, da der Stellenaufbau in den USA im Juni laut dem jüngsten Beschäftigungsbericht unerwartet stark ausfiel, sodass die Fed an ihrem Straffungszyklus in diesem Jahr festhält. Zwar wäre eigentlich zu erwarten, dass die eskalierenden Handelsstreitigkeiten die Goldpreise stützen. In Wirklichkeit wird der historische Reiz des Edelmetalls als sicherer Hafen dieses Jahr aber durch den stärkeren US-Dollar in Mitleidenschaft gezogen.

Die weitere Eskalation des Handelskrieges zwischen den USA und China belastet auch die Stimmung in Bezug auf breit aufgestellte Industriemetallkorb-ETPs (A0SVX7), bei denen es letzte Woche mit 64,1 Mio. USD die dritte Woche in Folge zu Rücknahmen kam. Vergangene Woche wurden US-Importzölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Mrd. USD verhängt, auf die China mit vergleichbaren Vergeltungszöllen auf US-Güter reagieren dürfte. Damit ist es allerdings noch nicht getan, denn es stehen weitere US-Zölle auf chinesische Importgüter in Höhe von 16 Mrd. USD zu erwarten. Neben der erhöhten Unsicherheit infolge der Handelsstreitigkeiten läuft auch das Risiko eines ausufernden Konflikts zwischen den USA und China Gefahr, das globale Wirtschaftswachstum ins Schwanken zu bringen. Der offensichtlichen Unsicherheit unter den Anlegern tragen Industriemetalls-ETPs (A0SVX7) angesichts ihrer prozyklischen Natur mit Abflüssen Rechnung. Trotz der starken fundamentalen Verfassung der meisten Metallmärkte dürften die Preise infolge der Handelsspannungen weiter fallen, solange keine Einigung erzielt wurde. Aluminium-ETPs (A0KRJS) verzeichneten Abflüsse in Höhe von 18 Mio. USD und fielen auf den niedrigsten Stand seit Juni 2016.

Das Risiko einer Stilllegung des Bergbaubetriebs auf den Philippinen, die als der weltweit zweitgrößte Nickelerzproduzent gelten, aus ökologischen Gründen hatte mit 5,3 Mio. USD die zweite Woche in Folge Zuflüsse in Nickel-ETPs (A0KRJ4) zur Folge.

Kaffee-ETPs (A0KRJT) zogen mit 11,9 Mio. USD die höchsten Zuflüsse seit September 2013 an, nachdem die International Coffee Organisation (ICO) das Defizit nach oben korrigiert hatte. Die Preise für Arabica-Kaffee stiegen am Freitag letzter Woche sprunghaft um 4,54 Prozent an. Dies entspricht dem höchsten Tagesanstieg seit dem 23. Juni 2017. Grund war die Aufwärtskorrektur des geschätzten globalen Kaffeedefizits seitens der ICO. Die Organisation rechnet nach einem Überschuss in der Saison 2016/17 nunmehr für die Saison 2017/18 mit einem Defizit von 1,4 Mio. Säcken (zuvor: 254.000 Säcke).