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„Quantitative Rentenstrategien sorgen für disziplinierte Entscheidungen.“

Topics„Quantitative Rentenstrategien sorgen für disziplinierte Entscheidungen.“

Im Interview mit altii erklärt Dr. Michael Wegener, Leiter der Abteilung Quantitative Renten / Aktien der Deka Investment, den Mehrwert von quantitativem Asset Management als einen alternativen, diversifizierenden Investmentstil, der das Risiko eines institutionellen Rentenportfolios reduzieren kann.

altii: Herr Dr. Wegener, was zeichnet Ihre quantitativen Rentenstrategien aus und wie eigenen diese sich im aktuellen Marktumfeld

Dr. Michael Wegener: Uns ist wichtig, dass unsere auf Langfristigkeit angelegten Strategien möglichst unabhängig vom aktuellen Marktumfeld funktionieren und vor allem auch dann, wenn es anspruchsvoller wird. Aktuell liegt die besondere Herausforderung darin, dass wir mit vielen widersprüchlichen Signalen von Seiten der Politik und der Zentralbanken umgehen müssen. Das erfordert einen besonders disziplinierten Investmentansatz, der keinen Raum lässt für diskretionäre oder gar affektive Entscheidungen. Genau darin liegt eine der Stärken des quantitativen Rentenmanagements: Es ermöglicht, Renditechancen flächendeckend und systematisch effektiv zu erschließen, indem der gesamte Markt analytisch abgedeckt wird. Dafür kommen Algorithmen zum Einsatz, die in der Lage sind, hohe Datenmengen auszuwerten.

altii: Was genau berechnen diese mathematischen Modelle?

Dr. Michael Wegener: In unserem quantitativen Investmentprozess kommen Faktoren zum Einsatz: bei der strategischen Allokation, der Einzeltitelauswahl, der Risikosteuerung, dem Liquiditätsmanagement, den Handelskostenmodellen. Faktoren sind ausgewählte Kennzahlen, die in Gruppen gebündelt werden, um bestimmte Risiko- oder Ertragseigenschaften eines Unternehmens und seiner Emissionen zu analysieren und zu bewerten. Das geht in dieser Form nur mit quantitativen Modellen: Allein das von uns abgedeckte weltweite Universum der Unternehmensanleihen umfasst mehr als 3.000 Emittenten aus 70 Ländern mit über 15.000 Emissionen.

altii: Können Sie uns bitte einige Ihrer Strategien beschreiben und warum gerade ein Investment in diese interessant sein könnte.ein Investment in diese interessant sein könnte.

Wegener: Bleiben wir bei den globalen Unternehmensanleihen: Im Vergleich zu Staatsanleihen bester Bonität bietet dieses Segment im Bereich Investment Grade in der Regel eine höhere Renditechance. Gerade in Zeiten niedriger Zinsniveaus können die Renditechancen dieser Unternehmen eine interessante Anlagealternative darstellen. Aber die Bedürfnisse der Investoren sind sehr unterschiedlich. Wir bieten deshalb auch Strategien für globale High Yield Anleihen und für Emerging Markets Corporates, aber selbstverständlich auch für Staatsanleihen. Der quantitative Prozess aller dieser Strategien ist darauf ausgelegt, ein möglichst breites Portfolio abzubilden. Große, globale Mandate können mehr als 400 Emittenten mit bis zu 1.000 Emissionen umfassen. Anders als bei klassische Ansätze verfolgen wir in unseren Portfolien dabei einen Multifaktoransatz, der sich stark von der Idee der Marktkapitalisierung absetzt. Diese hochdiversifizierten Portfolien sind darauf ausgerichtet im Vergleich zum breiten Markt gute Ertragschancen bei deutlich weniger Klumpenrisiken aufzuweisen. Gleichwohl sollten Anleger beachten, dass eine Anlage in Investmentfonds Kursschwankungen unterliegen kann, die sich auch negativ auf den Wert der Anlage auswirken kann. 

altii: Worin liegen die Vorteile, dem Portfolio keine Benchmark zugrunde zu legen – die Investoren brauchen doch einen Vergleichsmaßstab?

Vergleichsmaßstäbe für die Rendite bieten wir unseren Anlegern schon an. Für die Zusammensetzung des Portfolios spielt dieser Index jedoch nur insofern eine Rolle, als er das Investmentuniversum definiert, nicht aber Gewichtungen vorgibt. Nehmen wir beispielsweise globale Staatsanleihen. In vielen Benchmarks machen allein die USA ein Drittel des Portfolios aus. In anderen Segmenten ist die Situation ähnlich. Das ist aus unserer Sicht wenig ausgewogen. Wir wollen mit unseren Strategien eine Alternative bieten. Entsprechend erfolgt die Portfoliogewichtung bei uns nach Faktor-Eigenschaften und nicht nach Marktkapitalisierung.

altii: Was ist denn wenn die nächste Krise kommt – wie geht es dem Investor dann mit Ihren Strategien?

Wegener: Es gibt immer wieder Krisen an den Finanzmärkten die auch nur schwer zu prognostizieren sind. Letztlich hängt die Robustheit eines Portfolios an einem stringenten, risikokontrollierten Investmentprozess. Kurzfristige Marktschwankungen sind normal, aber es sollten möglichst keine bleibenden Verluste entstehen. Zudem ist es uns sehr wichtig, Drawdowns zu minimieren. Das ist wesentlich für die Rendite und schont die Nerven der Investoren. Um das zu erreichen, setzen wir bei der Auswahl der Emittenten sehr stark auf Qualität und hohe Diversifikation. Wichtig für uns ist, dass ein Emittent in der Lage ist, über den Konjunkturzyklus hinweg seinen Schuldendienst zu leisten.

altii: Was passiert, wenn wie in 2008 die Korrelation der Märkte nahe 100 Prozent steigen –können Ihre Strategien adäquat darauf reagieren?

Wegener: Wir optimieren unsere quantitativen Rentenstrategien seit 2001 – sie konnten sich also in sämtlichen Krisen der 2000er Jahre beweisen, so dass in die Modelle die Erfahrungen aus Finanzkrise, Staatsschuldenkrise, anhaltender Niedrigzinsphase und vieler weiterer Marktereignisse eingeflossen sind. Wichtig ist es, das Portfolio hinsichtlich solcher extremen Ereignisse immer wieder zu stressen. Korrelation ist zwar ein hilfreiches Werkzeug, aber man darf sich bei der Investition nicht nur auf die Ergebnisse von kurzfristigen Risikomodellen verlassen.

altii: Viele institutionelle Investoren bevorzugen nach wie vor Investments in Fixed Income Assets und traditionelle Anlagen. Dürfen diese Investoren Ihre Konzepte erwerben?

Wegener: Anlagegrenzen sind seitens der Regulierung in erster Linie bezüglich bestimmter Assetklassen vorgegeben – für quantitative Strategien gibt es solche per se zunächst einmal nicht. Unsere Rentenstrategien bedienen hochliquide, sehr gängige Marktsegmente, deshalb passen sie sehr gut in die Präferenz der Investoren für Fixed Income Assets. Allerdings werden institutionelle Portfolien meist qualitativ oder diskretionär gemanagt. Hier liegt unser Mehrwert, denn quantitatives Asset Management stellt einen alternativen, diversifizierenden Investmentstil dar, der das Risiko eines institutionellen Rentenportfolios reduzieren kann.

altii: Welche Investment-Vehikel werden von den Investoren bevorzugt?

Spezialfondsmandate sind nach wie vor gefragt, aber viele Investoren interessieren sich auch für institutionelle Publikumsfonds – wir bieten beide Formen an und haben gerade erst eine neue Produktpallette UCITS-Fonds mit Fokus auf die globalen Rentenmärkte lanciert. Institutionelle Publikumsfonds können helfen, den oft großen Block an Rentenpapieren im Portfolio breiter aufzustellen und auch mit kleineren Quoten zum Beispiel im High Yield Segment oder in die Emerging Markets zu investieren. Die Strategien sind zudem VAG-konform ausgelegt, inklusive eines VAG-konformen Reportings. Mit dieser Ausstattung eignen sich diese auch für Pensionskassen, Versorgungswerke und ZVKs.

altii: Was sind Ihre Erwartungen an die Märkte für die kommenden 12 bis 24 Monate – und mit welchen Strategien reagieren Sie darauf?

Wegener: Wir gehen weiterhin von einem robusten Wachstum der Weltwirtschaft aus. Das Zinsniveau wird in unserem Basisszenario weiterhin niedrig bleiben und nur moderat steigen. Risiken sehen wir insbesondere von politischer Seite. Gute Anlagemöglichkeiten bieten sich aus meiner Sicht weiterhin im Markt für globale Unternehmensanleihen. Je nach Risikobudget können dazu selektive Beimischungen aus dem High Yield oder auch Emerging Market Segment interessant sein.


Über Dr. Michael Wegener
Dr. Michael Wegener ist seit 2004 für die Deka Investment tätig. 2014 übernahm er die Leitung der Abteilung Quantitative Renten / Aktien nachdem er bereits 7 Jahre die Gruppe Quantitative Renten leitete. Er verantwortet die Entwicklung von Anlagestrategien und Risikomanagement-systemen, deren Umsetzung in Publikums- und Spezialfonds sowie die Betreuung institutioneller Anleger. Dr. Wegener ist Verfasser von wissenschaftlichen Artikeln zu Themen der Kapitalmarkttheorie und Statistik sowie als Referent tätig.

Über DEKA
Die DekaBank bildet gemeinsam mit ihren Tochtergesellschaften die Deka-Gruppe. Die Wurzeln der DekaBank reichen bis in das Jahr 1918 zurück, als die Deutsche Girozentrale (DGZ) entstand. 1956 wurde die Deka als Kapitalanlagegesellschaft gegründet. Aus DGZ und Deka entstand 1999 die DekaBank. Mit einem verwalteten Fondsvermögen von mehr als 208 Mrd. Euro und rund vier Millionen betreuten Depots ist die Deka-Gruppe einer der größten Wertpapierdienstleister in Deutschland.
Deka Institutionell ist der Partner für institutionelle Anleger in der Deka-Gruppe. Wir bieten Ihnen maßgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen zur erfolgreichen Implementierung von individuellen Anlagestrategien. Mit über 50 Jahren Erfahrung im Asset Management finden wir für jede Investmentherausforderung das passende Konzept. Das Spektrum umfasst die ganze Bandbreite des institutionellen Asset Managements und Liquiditätsmanagements sowie des Kredit- und Risikomanagements. Abgerundet wird unser Angebot durch Serviceleistungen wie Master-KVG als Kern des Asset Servicing und Verwahrstelle.

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