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„Schutz der Meere und Ozeane durch nachhaltige Aquakultur“

Topics„Schutz der Meere und Ozeane durch nachhaltige Aquakultur“

von Reinhard Liebing, Geschäftsführer der SUSTAINABLE INVESTING TRUST StBG mbH.

Durch Innovationen, Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Elektrifizierung, Prozessoptimierung von CO2 intensiven Prozessen, und Dekarbonisierung der globalen Wirtschaft kann eine nachhaltigere Zukunft gestaltet werden. Wie schnell und wie weit diese Veränderungen gehen werden, kann derzeit noch nicht gänzlich abgeschätzt werden. Das ökonomische und technische Umfeld steht vor größten Herausforderungen. Hinzu kommen das andauernde Niedrigzinsumfeld und die politischen Unsicherheiten sowie die Klimaveränderungen und ihre physischen Auswirkungen. Langfristige Trends wie das globale Bevölkerungswachstum, die Urbanisierung, und die nachhaltige Ernährung können hierbei allerdings als eine Richtschnur dienen, um die Chancen der Veränderungen auch positiv zu begreifen.

Bevölkerungswachstum, Überfischung, und Aquakultur

Aktuell leben ca. 7,6 Mrd. Menschen auf unserem Planeten. 2030 werden es ca. 8,6 Mrd. Menschen sein. 2050 werden voraussichtlich ca. 9,8 Mrd. Menschen unseren Planten bevölkern. Ein Wachstum um ca. 30 % bei konstanten Ozeanen und Meeren.

Aufgrund der massiven Überfischung sind die Ozeane und Weltmeere an ihrer Grenze. Bedingt durch das Bevölkerungswachstum entsteht eine zunehmende Nachfrage nach Meeresfrüchten als wertvolle Proteinquelle. So wächst die Nachfrage nach Meeresfrüchten und Fisch aktuell doppelt so schnell wie die Zunahme des Bevölkerungswachstums.

Aquakultur gehört nach einem Research Dokument der Rabobank aus dem Jahr 2018 zu den schnellsten wachsenden Sektoren zur Erzeugung von tierischen Proteinen. In nur 6 Jahren hat sich der Wert seit 2010 bis 2016 um fast 100 Mrd. US$ auf ca. 232 Mrd. US$ erhöht (eine durchschnittliche Wachstumsrate von ca. 10 %). In den Jahren davor dauerte es 15 Jahre, für einen Zuwachs von ca. 94 Mrd. US$.

Zu den Zugangswegen für Investoren zählen insbesondere börsengelistete Gesellschaften, Direktbeteiligungen, oder Fondsinvestments. Allerdings ist das Universum der Fondsinvestments mit entsprechenden Managern noch überschaubar.

Mehr als die Hälfte der konsumierten Meeresfrüchte stammt heute bereits aus der Aquakultur. Die bisherige Aquakultur in Teichen und Seegehegen ist stark von den Umweltbedingungen abhängig und unterliegt in deren Folge hohen Produktionsschwankungen.

Nach Angaben der Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen aus 2018 haben 93% der Wildbestände die maximale Fangquote erreicht. Folglich ist die Steigerung der Produktion von Meeresfrüchten aus Aquakultur unerlässlich, um die gestiegene Nachfrage von ca. 33 Mio. Tonnen pro Jahr bis 2030 befriedigen zu können.

Fische – effizient und nachhaltig aufzuziehende Tiere

Fische gehören zu den am effizientesten aufzuziehenden Tieren, da ihr Futterverwertungsverhältnis so niedrig ist. Das Futterverwertungsverhältnis ist die Futtermenge, die ein Tier benötigt, um ein Kilogramm Körpergewicht zu erreichen. Aufgrund jahrelanger Forschung über die spezifischen Ernährungsbedürfnisse ist der Atlantische Lachs heute das am effizientesten aufzuziehende Tier mit dem niedrigsten Futterverwertungsverhältnis. Typischerweise benötigt Atlantischer Lachs 1,15 kg Futter, um 1 kg Körpergewicht zu erreichen. Schweine brauchen mehr als doppelt so viel Futter wie Lachse, um 1 kg zuzunehmen, während Schafe fast sechsmal so viel fressen müssen.

Quelle: https://www.skretting.com/en/faq/how-much-wild-fish-is-needed-to-feed-farmed-fish/

Fisch hat auch einen relativ hohen Ernteertrag im Vergleich zu anderen Zuchttieren. Der Ernteertrag ist der Prozentsatz des Tieres, der nach der Entfernung ungenießbarer Teile genutzt werden kann. So hat beispielsweise atlantischer Lachs einen Ertrag von ca. 86%. Huhn hat im Vergleich dazu einen Ernteertrag von nur 47 %.

Lachsaufzucht in Off- und On-Shore Aquakulturen

Im Mittelpunkt der Off-Shore Aquakultur steht die Aufzucht des atlantischen Lachs. Lachse benötigen eine Wassertemperatur von 2-20 Grad Celsius. Daher kann Lachs nur in bestimmten Regionen der Welt, wie Norwegen, Schottland, Chile, und Kanada aufgezogen werden. Die Aufzucht der Lachse im Meer ist jedoch nicht unproblematisch. So werden gegen Parasiten wir die Lachslaus erhebliche Mengen an Chemikalien und Pestiziden eingesetzt, um diese zu bekämpfen. Nach vorliegenden Schätzungen werden von den Gestehungskosten für 1 Kilogramm Lachsfleich ca. 25 % für die Bekämpfung der Lachslaus im Meer aufgewendet. Darüber hinaus belasten die Exkremente der Lachsfarmen das Meerwasser. Aufgrund der Stürme auf See entkommen häufiger größere Fischmengen aus den Gehegen. So sind bei einem der letzten Stürme im August dieses Jahrs vor Schottland Lachsfarmen vom Weltmarktführer Mowi schwer beschädigt worden. Etwa 30.000 Lachse starben in Folge des Sturmes und ca. 50.000 Lachse entkamen aus den Netzen. Ähnliche Vorkommnisse vor Britisch Columbia haben dazu geführt, dass die kanadische Regierung plant die Genehmigungen für die Off-Shore Aquakultur vor Britsch Columbia einzustellen, da die Zuchtlachse für die Meere und die Wildlachse ernstzunehmende Belastungen darstellen. So weist der Premierminister Justin Trudeau in einem Schreiben vom 13. Dezember 2019 die Ministerin für Fischerei an, „mit der Provinz Britisch Columbia und den indigenen Gemeinschaften zusammen zu arbeiten, um einen verantwortungsvollen Plan für den Übergang von der offenen Netzgehe-Lachszucht in den Küstengewässern Britsch-Kolumbiens bis 2025 zu erstellen, und mit der Arbeit an der Einführung des ersten kanadischen Aquakulturgesetztes überhaupt zu beginnen.“

Swiss Lachs als ein Erfolgsbeispiel

Eine Alternative zu der Off-Shore Aufzucht ist die landbasierte Aufzucht der Lachse in sogenannten Kreislaufanlagen, die bereits weltweit im Einsatz sind. Swiss Lachs, eine Indoor Lachsaufzucht im bündnerischen Misox, ist hierfür ein Erfolgsbeispiel, das aktuell sogar noch ausgebaut werden soll. Diese Kreislaufsysteme bestehen aus Aufzuchtbecken, die durch Rohre an ein Filtersystem (in der Regel Biofilter) miteinander verbunden sind. Wasser zirkuliert fortlaufend und bildet insoweit einen geschlossenen Kreislauf. Das Wasser wird ständig gefiltert und bei fortschrittlicher Technik ist nur ein minimaler Anteil an Wasser nachzufüllen. Pumpen lassen das Wasser zirkulieren und erzeugen in den Becken eine künstliche Strömung, die dem natürlichen Bewegungsdrang der Fische entgegenkommt. Durch die Abgeschlossenheit der Systeme wird sichergestellt, dass keine schädlichen Umwelteinflüsse auf die Tiere einwirken. Insofern bedarf es auch keiner Antibiotika und Zusatzstoffe wie Pestizide oder Hormone. Zugleich verbietet sich beim Einsatz von Biofiltern die Verwendung von Antibiotika.

Bislang wachsen alle geschlüpften Lachse zunächst an Land auf und werden erst später ins Meer ausgesetzt. Da in einigen Regionen der Welt mittlerweile keine weiteren Lizenzen für Off-Shore Lachsfarmen vergeben werden, wachsen die jungen Lachs in diesen Regionen der Welt nun schon fast 2 Jahre an Land auf, um die verbleibende Zeit bis zur „Ernte“ im Meer zu verbringen.

Aquakultur – Risikomanagement, Nachhaltigkeit, und Skalierbarkeit der Assetklasse

Bei landbasierten Kreislaufanlagen sind vier zentrale Risikotypen zu beachten:

  • Operationale Risiken, bspw. Technologische Probleme, Biologische Herausforderungen wie Krankheiten, Parasiten, Produktqualität wie Farbe, Geschmack, Struktur
  • Marketing und Vertriebsrisiken, wie Kundenakzeptanz, Preisrisiken, Vermarktungsrisiken
  • Regulatorische Risiken, wie Genehmigungen, Akzeptanz auf lokaler Ebene, Wasserver- und entsorgung
  • Finanzielle Risiken, bspw. hohe Investitionskosten und Profitabilität

Die meisten der vorstehenden Risiken lassen sich mit einem kompetenten und erfahrenen Team, einem passenden Standort und einem Industriepartner mit langjähriger Erfahrung in der Entwicklung und der Umsetzung von Aquakultur Kreislaufanlagen erfolgreich managen, wenn zudem ein starkes Business- und Marketing Konzept vorliegt.

In der Praxis sehen wir Projekte, bei denen nachhaltiger Landlachs unter Berücksichtigung der SDGs in Deutschland zu attraktiven Erträgen aufgezogen werden kann. Dieser Landlachs wächst bspw. in Ostdeutschland in Regionen auf, die hervorragende Wasserqualitäten und -mengen besitzen. Für geplante erste 5.000 Tonnen Jahresproduktionen liegen in dem Fall zudem schon schriftliche LOI´s für jährliche Abnahmemengen von über 7.000 Tonnen von größten deutschen Handelsorganisationen vor.

Fertigstellungsrisiken werden durch entsprechende Fertigstellungsgarantien bonitätsstarker Bauunternehmen abgesichert und der Betrieb der Anlagen in der Anlaufphase durch Funktionsgarantien von Weltmarktführern aus der Aquakulturindustrie reduziert.

Nachhaltig erzeugte landbasierte Lachsaufzucht mit skalierbarer erprobter Technologie für die Märkte der Regionen bittet attraktive Renditen mit einem hohen SDG Impact. Biosicherheit in Kombination mit Biofutter und Transparenz der Nahrungsmittelproduktionsketten lässt sich somit erreichen. Voraussetzung hierfür ist allerdings ein kompetentes und erfahrenes Team, dass gemeinsam die Herausforderungen der Aquakultur managend. Wie die Covid 19 Pandemie zeigt, unterliegen ganze Wirtschaftsstrukturen wie Luftfahrt, Transport und Touristik biologischen Risiken, die durch entsprechende Hygienekonzepte gesteuert werden müssen. Eine ganzheitliche Betrachtung der wirtschaftlichen Eco-Systeme verknüpft mit den ökologischen Eco-Systemen vor dem Hintergrund der vorhandenen Megatrends ist ein Schlüssel in eine nachhaltigere Welt.


Kontakt: info@susi-trust.com