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Wir lüften das Geheimnis um alternative Anlagen

TopicsWir lüften das Geheimnis um alternative Anlagen

Alternative Anlagen werden von den Anlegern sehr geschätzt. Und das Angebot ist begrenzt, so Andrew Cole, Senior Investment Manager bei Pictet Asset Management.

Alternative Anlagen werden ebenso sehr geschätzt wie blaue Diamanten. Leider sind sie genauso selten – das, was im Anlageuniversum glitzert, ist nicht mehr als Strass.

Das liegt daran, dass die meisten Anlagen, die sich „alternativ“ auf die Fahne schreiben, trotz ihrer wahrgenommenen Einzigartigkeit oft nur aus normalen Basiswerten bestehen. Meist sind das einzig Einzigartige die höheren Managementgebühren und unzureichende Entschädigung dafür, dass man schwer an sie herankommt und sie alles andere als einfach zu verkaufen sind.

Überraschend ist das nicht. Die meisten Anlagen folgen in der Regel derselben Entwicklung, weil sie durch dieselben Fundamentaldaten beeinflusst sind, wie Zinsbewegungen und Inflation. Daher halten wir uns von den meisten alternativen Anlagen fern.

Echte alternative Anlagen sind schwer zu finden, aber das soll nicht heißen, dass die Suche danach es nicht wert wäre – vor allem heute, wo sich Anleihen und Aktien in ihrer Entwicklung immer ähnlicher werden.

Mit einer separaten Anlagegruppe im Portfolio, die einem eigenen Kurs folgt, können Anleger ihre Anlagen diversifizieren und sind so weniger stark den breiten makroökonomischen Kräften ausgesetzt.

Auch wenn es keine reinen alternativen Anlagen gibt, bieten sich dennoch solche mit dem richtigen Mix von anleihen- und aktienähnlichen Merkmalen an – solange der Preis stimmt. Eine Grundregel bei der Asset-Allocation besagt, dass man nicht zu viel für Diversifizierung ausgeben soll. Teure Anlagen schmälern die Portfoliorenditen, unabhängig davon, ob sie sich im Gleichschritt mit dem breiteren Markt entwickeln oder nicht. 

Mehr Schein als Sein?

Befasst man sich näher mit dem Thema Immobilien als alternative Anlage, werden schnell einige der Probleme deutlich, mit denen die Anleger konfrontiert sind. Es gibt zwei Formen von Immobilieneigentum: das Grundstück und das darauf errichtete Gebäude. Besitzt man ein Grundstück, ist das so, als würde man Aktien eines wachstumsstarken Unternehmens besitzen und mit einer Rendite in Form eines Kapitalgewinns rechnen. Das fertige Gebäude ist dann so etwas wie ein Schuldtitel, nur mit dem Unterschied, dass wir es hier nicht mit Kupons, sondern mit Mieteinnahmen zu tun haben. Es handelt sich also nicht um eine alternative Anlage in dem Sinn, dass sie immun gegen die traditionellen Triebkräfte von Anleihen und Aktien ist.

Das soll aber nicht heißen, dass Anleger mit Immobilien keine Diversifizierung erreichen können. Die Anlageklasse kann gegen Inflation schützen und zeichnet sich durch vertraglich vereinbarte Cashflows aus, die nicht notwendigerweise mit traditionellen Anlageklassen synchron laufen. 

EIN VOLATILES UNIVERSUM

Vergleich der Spanne langfristiger Renditen bei alternativen und traditionellen Anlageklassen

Quelle: Datastream, MSCI, JP Morgan, Prequin, HFRX, NCREIF. Die Renditen sind lediglich Richtwerte und basieren auf Indizes, die hypothetischer Natur sein können. Daten beziehen sich auf den Zeitraum 20.03.2008–20.03.2018, außer in Bezug auf Gewerbeimmobilien, wo sie mit Stand vom 31.12.2017 angegeben sind. 

Private-Equity ist eine Anlageklasse, die davon profitiert, dass Schuldenmachen steuerliche Vorteile hat. Diese Anlage ist am besten für langfristig konzipierte, stabile institutionelle Kapitalpools wie Stiftungen und Staatsfonds geeignet, die das Vermögen lange Zeit unangetastet lassen können und dafür eine attraktive Rendite kassieren.

Eine weitere Möglichkeit sind Infrastruktur-Investments wie Mautstraßen, Flughäfen oder Wasserkraftanlagen. Da es sich dabei jedoch in der Regel um Verträge mit dem öffentlichen Sektor handelt, bilden sie letztendlich den öffentlichen Anleihenmarkt ab, wenn auch mit niedrigerer Liquidität und höheren Gebühren. Zudem bieten sie nicht die Aussicht auf aktienähnliche Kapitalgewinne.

Teure alternative Anlagen und solche, die noch nicht einmal Vermögenswerte sind

Viele Anleger zieht es zu alternativen Anlagen wie Kunstwerken, Wein, Briefmarken, Diamanten, seltenen Autos usw. Es handelt sich dabei allerdings um spekulative Anlagen. Ausschlaggebend für den Kauf ist meist die Erwartung, dass jemand anderes zu einem späteren Zeitpunkt einen höheren Preis für etwas zahlen wird, das keinen offensichtlichen inneren wirtschaftlichen Wert hat. Hinzu kommt, dass sich das Management solcher Anlagen oftmals recht schwierig darstellt. Der Verkauf eines Bestands mit solchen Vermögenswerten kann sich über mehrere Monate hinziehen und viel Nerven kosten – nicht zu vergessen die hohen Versicherungs- und Lagerkosten.

“Alternative Anlagen wie Kunstwerke, Wein, Briefmarken, Diamanten, seltene Autos usw. sind nichts anderes als spekulative Anlagen.”

Wir betrachten diese genauso wenig wie Rohstoffe als alternative Anlagen, für uns sind es nicht einmal langfristige Vermögenswerte. Es gibt keinen Beleg, dass Rohstoffpreise mit der Zeit steigen. Im Gegenteil: Technologische Verbesserungen – effizientere Maschinen, bessere Prozesse oder so etwas wie die Grüne Revolution Mitte des 20. Jahrhunderts, als dank wissenschaftlicher Innovation und Technologie die Produktivität in der Landwirtschaft nach oben geschnellt ist – haben in der langfristigen Perspektive in der Regel einen Abwärtstrend bei Rohstoffpreisen ausgelöst.

Zudem sind Rohstoffe oftmals Verbindlichkeiten. Nehmen wir zum Beispiel Nutzholz. Es bringt keine Einnahmen, es entstehen Kosten für die Lagerung, es muss versichert werden und mit der Zeit verrottet es. Wälder hingegen sind Vermögenswerte. Die Anleger können entscheiden, wann Bäume gefällt und gepflanzt werden, ebenso über den Artenmix, d. h. langsam wachsende Laubhölzer oder schnell wachsende immergrüne Bäume.

Glitzerndes Gold

Gold ist ebenfalls eine interessante Anlageform. Nicht aufgrund seiner Eigenschaft als Rohstoff, sondern weil Gold eine alte Währung ist. So wie andere Rohstoffe bringt auch Gold keine Einnahmen und es entstehen Lager- und Versicherungskosten. Aber es nutzt sich nicht ab, es verliert nicht seinen Glanz und in der Vergangenheit hat es sich als Wertanlage bewährt. Und in einer Zeit, wo die Renditen bei allen Anlageklassen in der Regel hauchdünn sind oder sich sogar im negativen Bereich bewegen, fällt es kaum ins Gewicht, dass kein Gold keine sprudelnde Einnahmequelle ist.

EDELMETALL-MILLIONÄRE

Goldpreis, Dollar pro Unze

Quelle: Bloomberg. Daten beziehen sich auf den Zeitraum 31.12.1979–22.03.2018. 

Gold kommt dann ins Spiel, wenn die Leute sich Sorgen machen, dass die Zentralbanken die Gelddruckmaschine anwerfen, um Währungen abzuwerten, sowie in Zeiten politischer Unsicherheit und Krieg. Gekauft wird Gold als sicherer Hafen. Die aktuelle Sorge im Zusammenhang mit Nordkorea, Trumps unberechenbare Politik und die aufgeblähten Bilanzen der Zentralbanken machen Gold als langfristige Anlage attraktiv.

Studien zufolge funktioniert Gold unter normalen Marktbedingungen auch als Absicherung gegen Kurseinbrüche bei Aktien1. Das bedeutet in der logischen Konsequenz, dass es als diversifizierende Portfoliokomponente gut geeignet ist.

Bewertung alternativer Anlagen

Grundsätzlich sind die meisten Anlagen, die sich „alternativ“ auf die Fahne schreiben, bei näherem Hinsehen alles andere als das – vielmehr verhalten sie sich genauso wie herkömmliche Anlagen. Es gibt aber auch Anlagemöglichkeiten, die sich lohnen. Die große Frage, die sich Anleger stellen müssen, ist, ob die Renditen ausreichen, um den Mangel an Liquidität auszugleichen, der mit diesen Anlagen typischerweise einhergeht. Und woran Sie immer denken sollten, egal ob Sie eine herkömmliche oder „alternative“ Anlage kaufen: Der Preis, den Sie für ein Anlageinstrument zahlen, hat erheblichen Einfluss auf Ihre Rendite.


Quellen:
1) “Is Gold a Hedge or a Safe Haven? An Analysis of Stocks, Bonds and Gold” Dirk Baur and Brian Lucey, The Financial Review 45 (2010), S. 217

Über den Autor
Andrew Cole kam 2014 zu Pictet. Heute ist er Senior Investment Manager im International Multi Asset & Strategy Team. Bevor er zu Pictet kam, arbeitete er 17 Jahre bei Baring Asset Management, zuerst als Portfoliomanager für Anleihen Welt und dann für ein Multi-Asset-Portfolio. Davor war er als Manager eines passiven Fonds für britische Staatsanleihen bei Barlow Clowes and Partners. Andrew Cole begann seine Laufbahn 1979 bei Montague Loeble Stanley als britischer Händler für Staatsanleihen.

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