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Wird aus der Wasserpistole wieder eine Bazooka?

OpinionsWird aus der Wasserpistole wieder eine Bazooka?

Wird aus einer harmlosen Wasserpistole der europäischen Notenbank wieder eine voll nachgeladene Bazooka? Diese Frage stellt sich Andreas Billmeier, Sovereign Research Analyst bei der Legg Mason-Tochter Western Asset Management, nach der heutigen EZB-Sitzung.

„Mit der heutigen Sitzungserklärung und der Pressekonferenz will EZB-Präsident Draghi aus der Wasserpistole, die nach dem Ende des Wertpapierankaufprogramms vergangenen Dezember übriggeblieben war, eindeutig wieder die ursprüngliche Bazooka machen. Die Kombination aus einer ausdrücklichen Fokussierung auf die Zielsymmetrie und einer essentiellen Überprüfung aller politischen Hebel in den entsprechenden Ausschüssen ist definitiv ein starkes Signal der Kompromissbereitschaft für die kommenden Quartale. Darüber hinaus sehen wir, dass die Beweislast für einen Handlungsbedarf deutlich stärker mit Draghis Rede im portugiesischen Sintra Ende Juni übereinstimmt als mit der Sitzung des EZB-Rates am 6. Juni und damit den Weg zur lockeren Politik der Tauben zementiert.

Auf der anderen Seite gab es in der Pressemitteilung keinerlei Hinweise darauf, die (selbstgesetzten) Aufkaufbeschränkungen zu lockern, wohingegen ein Tiering eindeutig erwähnt wird. Während Draghi dies auf der Presskonferenz auf die Arbeit des Ausschusses zurückführt, kann es durchaus auch ein Zeichen dafür sein, dass es zum jetzigen Zeitpunkt keine Mehrheit im EZB-Rat für diesen zusätzlichen Schritt gibt. Mit anderen Worten: Es ist gut möglich, dass eine Neuauflage der quantitativen Lockerung weiter entfernt ist als manch andere Maßnahme, die auf der nächsten EZB-Sitzung im September bekannt gegeben werden könnte.

Wir glauben, dass eine deutliche Lockerung der Ankaufbeschränkungen die kompromissbereite Haltung glaubwürdiger machen und den Druck einer erneuten QE-Runde nehmen würde. Dies wäre ein ernsthaftes Nachladen der Bazooka. Von der Marktperspektive gehen wir davon aus, dass sich die Renditeabstände zwischen den europäischen Kernländern und der Peripherie weiter verkleinern sollten.“