Saturday 27-Apr-2024
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Aktienmärkte: September wird volatilem Ruf gerecht

OpinionsAktienmärkte: September wird volatilem Ruf gerecht

Seit langem erstmals wieder verbuchten die meisten Aktienmärkte im September einen Monatsrückgang. Die Gründe: weniger expansive Notenbanken, stark steigende Ölpreise (und entsprechende Inflationssorgen) sowie einzelne negative Schlagzeilen, wie eine große Firmenpleite (Evergrande) und Energieengpässe in China, so Raiffeisen Capital Management in der neusten Ausgabe von märkte | unter uns.

Dementsprechend rar die positiven Ausnahmen: Auf der Gewinnerseite stehen Russland (Ölpreis!) und Japan mit über 5 % Kursplus, und auch der ATX schaffte immerhin ein kleines Plus. Der Rest der Börsen lag im September dagegen klar im Minus. Wobei diesmal das Schlusslicht nicht China war, sondern Westeuropa. Durchaus überraschend, weil der steile Kursrückgang in der zweiten Monatshälfte vor allem mit der Angst vor der Evergrande-Firmenpleite in China (und etwaigen Ansteckungseffekten) in Zusammenhang gebracht wird.

Aktienmärkte: Raueres Börsenwetter im Herbst?

Da nach der ersten steilen Erholungsphase an den globalen Aktienmärkten mit vorübergehend ungemütlicherem Fahrwasser zu rechnen war, hatten wir bereits Ende August unsere starke Aktienübergewichtung (gegenüber Staatsanleihen) halbiert. Seither haben die meisten Aktienmärkte zwar spürbar nachgegeben – trotzdem sehen wir das erhöhte Risiko kurzfristiger Kursrückgänge noch nicht gänzlich ausgestanden. Wir reduzieren unsere taktische Aktienübergewichtung deshalb weiter und sind mit Ende September jetzt kurzfristig neutral gewichtet. An möglichen Auslösern für zeitweilige Volatilität mangelt es nicht. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Steile Energiepreisanstiege (Inflations- und Konjunktursorgen), Störfeuer aus China, US-Schuldenobergrenze, und nicht zuletzt die üblichen Anpassungsturbulenzen an ein geringeres Tempo der Wirtschaftserholung.

Unser mittel- und langfristiger Aktienmarktausblick bleibt aber unverändert bullish: Das wirtschaftliche und geldpolitische Umfeld ist auch 2022 noch stark unterstützend für Unternehmensgewinne und Aktienmärkte. Wir erwarten deshalb auf Jahressicht weitere respektable Kursanstiege und würden schwächere Kurse im Herbst deshalb aus jetziger Sicht wieder als neuerliche Gelegenheit zum Aufstocken sehen. Immerhin sind wir erst 1,5 Jahre im neuen Bullenmarkt und im neuen Konjunkturaufschwung!

Emerging Markets: China dominiert Schlagzeilen

Sehr divergent im September die Emerging Markets (EM): Vom starken Plus in Russland bis zum Einbruch in Brasilien war alles vertreten. In Summe lag der Kursrückgang der EM im Rahmen der etablierten Märkte. Auffällig, dass auch die negative Performance Chinas nicht aus der Reihe tanzte, obwohl von dort viele der negativen Nachrichten kamen. Das passt recht gut zu unserer Einschätzung, dass insbesondere zu China bereits sehr viel negatives eingepreist wird: China hat ausreichend Willen und Mittel, um die Pleite von Evergrande nicht zu einem systemischen Problem werden zu lassen. Und die Regierung dürfte auch kein Interesse daran haben, große chinesische Konzerne dauerhaft zu beschädigen. Die Unternehmensgewinne entwickeln sich zumindest nach wie vor sehr gut. Wir sehen die aktuellen Kursniveaus als Chance und stocken China (inkl. Hongkong) weiter auf.

Im großen Regionen-Mix verstärken wir die Untergewichtung in den USA und erhöhen die Übergewichtung in Europa: Der deutlich zyklischere Branchenmix in Europa und der positive Gewinnrevisionstrend sprechen für eine zumindest zeitweilige Outperformance Europas (selbst ohne die teuren Bewertungen in den USA).


Weitere Details finden Sie in der Oktober-Ausgabe von Raiffeisen Capital Management’s “märkte | unter uns”.