Friday 26-Apr-2024
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In den ersten Monaten des Jahres hat sich eine durchaus ungewöhnliche Konstellation ergeben

OpinionsIn den ersten Monaten des Jahres hat sich eine durchaus ungewöhnliche Konstellation ergeben

Die Korrektur an den Aktienmärkten hatte vor allem in den USA nur vorübergehend eine dämpfende Wirkung auf den Renditeauftrieb. Mittlerweile haben zehnjährige Treasuries die Drei-Prozent-Marke erreicht, parallel zur Konjunkturlage mit Rekordbeschäftigung und leicht steigender Inflationserwartung. Von den entwickelten Anleihemärkten ist der US-Markt damit jener, in dem der Anstieg der Renditen heuer am stärksten ausgefallen ist. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Serie der US-Leitzinserhöhungen ihr Ende noch nicht erreicht hat. 2018 werden noch zwei bis drei Schritte folgen.

Von den steigenden US-Renditen werden allerdings die Hartwährungsanleihen aus den Schwellenländern negativ beeinflusst. In der Eurozone sind im „Kern“ steigende Renditen zu beobachten, während die „Peripherie“ sinkende Renditen verzeichnet.

Bei den Unternehmensanleihen hat seit Anfang Februar eine spürbare Ausweitung der Risikoaufschläge eingesetzt. Im April hat sich der Markt wieder stabilisiert.

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Geld-/Kapitalmarkt – Flirt mit der Drei-Prozent-Marke

Alles dreht sich um die Drei-Prozent-Marke. Und nein, damit sind leider nicht die Sparbuchzinsen in Österreich gemeint. Davon sind wir weit entfernt und werden es auch noch für lange Zeit sein. Denn die Europäische Zentralbank wird auch heuer die Zinsen nicht anheben, sondern erst einmal ihre Käufe von Anleihen beenden. Die oben erwähnte Signalzahl bezieht sich auf die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen. Warum ist gerade dieser Wert so relevant? Einerseits ist es die Magie der runden Zahl – also ein rein psychologisches Thema. Andererseits wird der Drei-Prozent-Marke aus charttechnischer Sicht hohe Bedeutung beigemessen. Denn bei einem Überschreiten dieser Grenze ist der Abwärtstrend der Renditen, der Anfang der 80er Jahre begonnen hat, zu Ende.

Außerdem bleibt immer noch die naheliegendste Interpretation: steigende Renditen sind ein Zeichen guter Wirtschaftsentwicklung bei leicht steigender Inflation. Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht.

Staats- und Unternehmensanleihen – Höhere Renditen erwartet

In den ersten Monaten des Jahres hat sich die durchaus ungewöhnliche Konstellation ergeben, dass die Renditen in Deutschland und anderen Kernländern gestiegen sind, während sie in der Peripherie niedriger notieren. Besonders überraschend ist dies, angesichts der politischen Unsicherheiten, für Italien. Hier besteht nach unserer Einschätzung das Potenzial für eine Korrektur.

Aber auch andere Segmente des Euro-Anleihemarktes werden in den nächsten Monaten mit steigenden Renditen konfrontiert sein. Für die Referenzgröße Deutschland geht die Reise in Richtung ein Prozent für die 10-jährigen Papiere.

Für Euro-Unternehmensanleihen kommt noch eine leichte Ausweitung der Risikoaufschläge (Spreads) hinzu. Begründet ist die Entwicklung durch eine gute Wirtschaftsentwicklung, leicht steigende Inflationsraten und das Ende der Anleihekäufe durch die EZB. Letztere haben vor allem in den Jahren 2016 und 2017 zu einem starken Einlaufen der Länder- und Credit-Spreads geführt.