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Knappes Wasser bietet vielfältige Chancen für Anleger

OpinionsKnappes Wasser bietet vielfältige Chancen für Anleger

Ein Beitrag von Tanja Gudjons, BNP Paribas Asset Management: Wasser – das Elixier allen Lebens – ist als Rohstoff für die moderne Weltwirtschaft von immenser Bedeutung. Der Bedarf steigt immer weiter an, während wir gleichzeitig einer Reihe an Herausforderungen entgegensehen, die es zukünftig schwieriger machen, diesen zu decken. Entlang der Wertschöpfungskette „Wasser“ können Investoren viele Chancen finden: bei Versorgern, in der Infrastruktur sowie bei Anbietern von Wasseraufbereitungs- und Wassereffizienzlösungen.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist der Wasserverbrauch um 600 Prozent gestiegen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen erfordern weltweit steigende Lebensstandards mehr Wasser, zum anderen wächst die Weltbevölkerung immer weiter an – und bis 2050 werden zehn Milliarden Menschen den blauen Planeten bewohnen. Doch nicht nur in den Privathaushalten, sondern auch in der Industrie werden enorme Mengen an Wasser verbraucht. Die Nachfrage steigt also immer weiter an, das Angebot sinkt jedoch, hauptsächlich aufgrund von Umweltverschmutzung und Klimawandel. Deshalb schalten sich immer mehr Regulierungsbehörden ein, um den nachhaltigen Umgang mit Wasser sicherzustellen.

Das Trinkwasser wird knapp

Die Erde ist zu zwei Drittel mit Wasser bedeckt, doch lediglich 0,5 Prozent davon ist tatsächlich als Trinkwasser nutzbar. Der Verbrauch wird bis 2030 um 40 Prozent über die natürlich regenerierbare Wassermenge hinausgehen. Ein Großteil davon entsteht jedoch durch Verschwendung und Überverbrauch, wie beispielsweise in den USA. Dort wird aufgrund zu geringer Preise ungefähr 66 Prozent Wasser pro Kopf mehr verbraucht als in Dänemark, wo die Kosten deutlich höher liegen. Größter weltweiter Treiber für den Wasserverbrauch ist die Landwirtschaft: 2,5 Billiarden Liter Wasser fließen jährlich in die Agrikultur, was 70 Prozent des gesamten Trinkwasserverbrauchs ausmacht.

Zudem verringert jedes Grad Klimaerwärmung die erneuerbaren Wasserquellen um 20 Prozent, darunter durch die Versalzung des Grundwassers durch den steigenden Meeresspiegel. Auf dem Land gebundenes Wasser in Form von Feuchtigkeit, Eis und Schnee geht ebenfalls zurück – um einen Zentimeter pro Jahr. Gleichzeitig beanspruchen mehr und stärkere Dürren die Wasserressourcen noch zusätzlich. Im starken Gegensatz dazu kommt es aber auch vermehrt zu Überschwemmungen sowie Fluten. 2050 werden geschätzt 400 Millionen Menschen davon betroffen sein. Für die Industrie entstehen so durch den Klimawandel immer höhere Kosten.

Steigender Investitionsbedarf bietet neue Chancen

2050 werden 2,5 Milliarden Menschen mehr in Städten leben, als es 2018 der Fall war. Hier können Anleger in sauberes Wasser, die Abwasserentsorgung und in bessere Kanalisationen investieren. Der Infrastrukturausbau und erhöhte Kapazitäten zur Wasseraufbereitung brauchen laut der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) jährliche Investitionen zwischen 0,9 und 1,5 Billionen US-Dollar. Das gilt vor allem für die Schwellenländer, aber auch die Industriestaaten. In den USA sind allein im Jahr 2021 27.000 Millionen Liter Wasser aus undichten Leitungen ausgelaufen – das ist genug, um 9.000 olympische Schwimmbecken zu füllen. Unternehmen, die essenzielle Produkte für Verbesserung und Ausbau der Wasserinfrastruktur bereitstellen oder an deren Konstruktion beteiligt sind, bieten dementsprechend gute Anlagemöglichkeiten.

Für Anleger ebenfalls sehr relevant sind die weltweit strikteren Regulierungen bezüglich des nachhaltigen Umgangs mit Wasser. Rund 80 Prozent des genutzten Wassers – bis zu 95 Prozent in Entwicklungsländern – fließt unbehandelt und verschmutzt zurück in die Umwelt. Gerade in der Landwirtschaft gelangen Düngemittel, Pestizide und Exkremente von Tieren in das Grundwasser. Nicht nur deshalb beschließen Regierungen immer schärfere Richtlinien. Das ist jedoch nichts Negatives: Technologien und innovative Ansätze, mit denen Unternehmen sicherstellen, dass sie die neuen Regulierungen einhalten, werden immer gefragter – und damit auch zu attraktiven Investments.

Wasserregulierung treibt innovative Technologien voran

Regierungen weltweit implementieren strengere Regelungen für eine höhere Wasserqualität, bessere Infrastruktur und angemessene Preise. Dabei wandern die Behörden einen schmalen Grat zwischen Verbraucherschutz und Attraktivität für private Investoren. Für letztere ist es also unumgänglich, künftige Regulierungen vorherzusehen und in ihren Strategien zu berücksichtigen. Beispielsweise führen Gesetzte für eine bessere Wasserqualität zu Investitionsbedarf im Sektor Wasseraufbereitung, mit Firmen, die entsprechende Produkte und Dienstleistungen anbieten oder auch die notwendigen Messgeräte zur Verfügung stellen. Auch regional gibt es dabei Unterschiede, auf die zu achten ist, denn die Länder reagieren unterschiedlich auf die Herausforderungen. Die USA investieren beispielsweise durch das überparteilich beschlossene Infrastructure Law in den nächsten Jahren 55 Milliarden US-Dollar in die Wasserinfrastruktur. In der EU hat die Drinking Water Directive das Ziel, die Verschmutzung durch Mikroplastik und schädliche Chemikalien zu verringern. Und auch in China werden Maßnahmen für sauberes Wasser und effektive Abwasserentsorgung getroffen.

Innovative Technologien werden eine entscheidende Rolle beim Umgang mit aktuellen als auch zukünftigen Herausforderungen spielen. Sie schaffen neue Märkte und ermöglichen es Investoren, sich den strukturellen Anstieg des Nachfragewachstums zu erschließen. Dazu gehören nicht nur physikalische Bauteile und Dienstleistungen, sondern auch Daten- und Softwareanwendungen. Anwendungsmöglichkeiten gibt es hier vor allem seitens Messstellen und Laboren. An die wenden sich die Industrie, aber auch Behörden, um sicherzustellen, dass Regulierungen eingehalten werden. Zudem helfen besseres Management und Modellierung, den Wasserverbrauch zu regulieren. Dabei wird „Smart Irrigation“ wohl den größten Beitrag zur Reduktion des Wasserverbrauchs leisten. Innovative Messtechniken zusammen mit intelligenten Daten- und Softwarelösungen bieten neue Möglichkeiten, um Pflanzen automatisch mit genau den genau richtigen Mengen zu bewässern. So können bis zu 40 Prozent des Wasserverbrauchs eingespart werden.

Investitionsmöglichkeiten entlang der Wertschöpfungskette „Wasser“

Investitionen in Wasser bieten langfristige Ertragschancen und verteilen sich auf mehrere Bereiche der Wertschöpfungskette: Versorgung, Infrastruktur, Wasseraufbereitungs- und -effizienzlösungen sowie Testmaßnahmen. Bei Versorgern hängt vieles von der entsprechenden nationalen und regionalen Regulierung ab. So gibt es im Vereinigten Königreich einen Regulierungszyklus mit vorher festgelegten Investitionen, um den Ausbau der dortigen Versorgungsunternehmen voranzutreiben. Die USA setzen dagegen auf regional angepasste Abstimmung zwischen den Unternehmen und Regulierungsbehörden, während China die Kostenaufschlagsmethode in Übereinstimmung mit lokalen Regierungsbehörden nutzt. Dabei gilt auch: Je fortschrittlicher die Wasserbewirtschaftungsprozesse der Anbieter sind, desto niedriger sind zum einen regulatorische Risiken wie Bußgelder, zum anderen aber auch die sozialen Risiken wie beispielsweise Reputationsschäden.

Der Bereich Wasserinfrastruktur umfasst Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen für den Wassertransport anbieten. Der Bedarf an spezialisierten Rohren, Pumpen, Ventilen sowie Ausrüstung zum Umgang mit Hochwasser und Fluten muss gedeckt werden, und die entsprechenden Anbieter bieten gute Investitionsmöglichkeiten. Gleiches gilt für Firmen, die Systeme für die Wasserverteilung innerhalb von Gebäuden, aber auch industriellen Fertigungsprozessen anbieten. Lösungen für eine erhöhte Effizienz haben einen hohen Marktwert, da sofort sichtbare Kostensenkungen erzielt werden können. Zu guter Letzt müssen die Infrastrukturprojekte auch von spezialisierten Unternehmen geplant und konstruiert werden – von der Verlegung von Rohren über Messstände bis hin zu Maßnahmen zum Hochwasserschutz.

Alle Produkte und Dienstleistungen, die für Wasseraufbereitungs- und -effizienzlösungen sowie Messausrüstung notwendig sind, erfahren ebenfalls einen starken Bedarfsaufschwung. Unternehmen in diesem Bereich verfügen in der Regel über hohe Gewinnspannen und eine starke Preissetzungsmacht durch ihre spezialisierten Technologien. Moderne Wasseraufbereitung ist ein technologisch anspruchsvolles und dementsprechend auch teures Unterfangen. Doch diese Innovationen sind profitabel, etwa wenn die Produktion von hochreinem Wasser für die Herstellung von Halbleitern mit moderner Membranfilterung benötigt wird, bei der das Wasser durch 0,1 Nanometer große Poren fließt, oder wenn die Filtrierung von Schadstoffen und Mikroplastik aus dem Trinkwasser ermöglicht wird – dies machen immer striktere Regulierungen relevant. Nicht zu vergessen sind dabei die Teststationen und Labore, mit deren Daten sichergestellt werden kann, dass alle Regularien eingehalten werden. Auch hier finden sich Chancen für Investitionen.

Börsennotierte Aktien entlang der Wertschöpfungskette Wasser bieten vielfältige Chancen. Es gibt reichlich zu tun: Die veraltete Infrastruktur muss erneuert, die Umweltverschmutzung bekämpft und der Wasserbedarf einer immer weiterwachsenden Bevölkerung gedeckt werden. Gleichzeitig steigt der Verbrauch neuer, wasserintensiver Industrien wie der Halbleiterproduktion, welche notwendig für den Tech- und KI-Boom ist. Um Chancen auf dem gesamten Spektrum der Wertschöpfungskette nutzen zu können, verfolgt der BNP Paribas Aqua (LU1165135440) Fonds deshalb einen globalen Multi-Sektor-Ansatz – und sorgt so gleichzeitig für Diversifikation. Der Schwerpunkt liegt dabei auf qualitativ hochwertigen Unternehmen in den relevanten Bereichen der Wasserwertschöpfungskette. Anleger, die ein ausgewogenes Portfolio aus wirtschaftlich robusten sowie wachstumsorientierten Werten aufbauen wollen, werden hier vor dem Hintergrund verschärfter Regulierung und strukturellen Wachstumsfaktoren in der Wasserindustrie fündig.