Saturday 27-Apr-2024
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Rentenmärkte: Rendite-Aufwärtstrend vorerst gestoppt

OpinionsRentenmärkte: Rendite-Aufwärtstrend vorerst gestoppt

Der bis inklusive April zu beobachtende Renditeanstieg auf den weltweiten Rentenmärkten ist seither in eine Seitwärts-Konsolidierung übergegangen, so Raiffeisen Capital Management in der neusten Ausgabe von märkte | unter uns. Im Juni kamen die Anleiherenditen in Summe kaum noch vom Fleck – die Monatsbewegungen auf den großen internationalen Anleihenmärkten reichten von leichten Renditerückgängen (z. B. USA) bis zu Seitwärtsbewegungen (z. B. Deutschland). Und das trotz nach oben schießender Inflationsveröffentlichungen, denn die gepreisten Inflationserwartungen waren im Vorfeld schon stark gestiegen.

Bei der Performance seit Jahresbeginn haben unverändert High-Yield-Unternehmensanleihen die Nase vorn – sie profitieren ähnlich wie Aktien von der starken Verbesserung bei Unternehmen und Konjunktur. Am anderen Ende der Skala sind Staatsanleihen die Performance-Schlusslichter: Die seit Jahresbeginn deutlich gestiegenen Marktrenditen sorgten hier für Kursrückgänge, auch wenn es im Juni eine kleine Gegenbewegung gab.

Im Juni kam die auffälligste Bewegung im Anleihesegment von der starken Erholung des US-Dollars. Das sorgte auf Euro-Basis bei allen US-Dollar-Anleihen für eine beeindruckende Monatsperformance.

Geld-/Kapitalmarkt: Inflationsanstieg im Juni lässt Märkte kalt

Die Beschleunigung der globalen Konjunktur hat eine Schattenseite: Inflation. Mit der rasanten Preiserholung bei praktisch allen Rohstoffpreisen (auf zum Teil Mehrjahreshochs) liegen diese Preise weit über dem Krisenniveau des Vorjahres. Zusammen mit einigen Produktionsengpässen und einer kurzfristig übersteigerten Nachfrage führte das im Juni zu teilweise spektakulären Inflationszahlen: von 3 % p.a. in Österreich bis 5 (!) % in den USA.

Allerdings betonen die Notenbanken weiterhin, dass sie diesen Anstieg als vorübergehend erachten: Rohstoffpreise werden auf die nächsten zwölf Monate kaum neuerlich so stark ansteigen, Produktion und Nachfrage bis 2022 wieder in Balance kommen. Auf die Zins- und Anleihenmärkte hatten die Inflationszahlen kaum Auswirkungen, denn die gepreisten Inflationserwartungen (und Anleiherenditen) waren schon in den Vormonaten steil angestiegen.

Verschreckter reagierten die Kapitalmärkte auf die Prognose der US-Notenbank, die für 2023 erste Leitzinsanhebungen in Aussicht stellte. Zuerst aber müssen die Notenbanken eine schrittweise Reduktion ihrer Anleihenkäufe ankündigen: Für die US-Notenbank wird eine solche Ankündigung bis Herbst erwartet; für die EZB bis Jahresende.

Staats- und Unternehmensanleihen: Ausblick bleibt schwierig

Positiv ist festzuhalten, dass die Anleihenmärkte die hohen Inflationszahlen im Juni gut weggesteckt haben. Außerdem wird inzwischen eine absehbare Reduktion („Tapering“) der Anleihenkäufe (sowohl der EZB als auch der US-Notenbank) bereits allgemein erwartet, sollte also zunehmend eingepreist sein. Trotzdem dürfte sich das Umfeld für Anleihen in den nächsten Quartalen weiter verschlechtern und Anleiherenditen entsprechend noch weiter nach oben, Anleihekurse nach unten wandern.

Denn eine Reduktion der Anleihenkäufe (in den USA um die Jahreswende erwartet) dürfte dem Markt zunehmend Unterstützung entziehen (vor allem, falls die EZB 2022 dem Beispiel folgen sollte). Anhaltend hohes Wirtschaftswachstum und damit (zumindest in den USA) auch steigende Leitzinserwartungen dürften Anleiherenditen weiter nach oben drücken, selbst wenn die aktuelle Verschnaufpause am Anleihenmarkt über den Sommer vielleicht noch andauert. In einem solchen Umfeld sollten Unternehmensanleihen weiterhin klar outperformen – hier konzentriert sich weiterhin unsere größte Anleihen-Übergewichtung. Ebenfalls einen interessanten Renditeaufschlag gibt es bei Hartwährungsanleihen aus Schwellenländern – auch für dieses Segment sind wir optimistischer als für klassische Staatsanleihen der Industrieländer.

Emerging Markets: Unternehmensgewinne holen auf

Auf der Anleihenseite werden Lokalwährungsanleihen in den EM einmal mehr von der Währungsseite dominiert: Mehrere große Länder wie Brasilien und Russland verzeichneten im Juni eine starke Aufwertung, die sich aber auch rasch wieder umkehren könnte. Wir bewerten den Ertrag-Risiko-Aspekt von EM-Hartwährungsanleihen als deutlich attraktiver und setzen mit einer Übergewichtung auf dieses Segment.